Categories
Uncategorized

Trans-Friaul

Schon von mehr als 15 Jahren haben uns die Julischen Alpen, insbesondere die Berge rund um die türkis schimmernde Soca, magisch in ihren Bann gezogen. Mit dem dem Bike über die Trails der slowenischen Bergwelt, zu Fuß durch den Triglav Nationalpark und auf den gleichnamigen, höchsten Berg Sloweniens, oder mit der Badehose in eine der zahlreichen Gumpen der Soca-Schluchten. Und nicht zuletzt haben wir hier unsere Hündin Rika gefunden. Für uns also allerhöchste Eisenbahn, eine Mountainbikereise durch diese beeindruckende Welt südlich des Alpenhauptkamms zu entwickeln.

Die Bikestrecken westliche der Soca kennen wir schon gut, und östlich davon ist Mountainbiken im Nationalpark verboten. Dazu kommt, dass es im August an der Soca vermutlich nicht gerade ruhig zu geht. Also starten wir im Kanaltal bei Ugovizza. Zuvor noch ein Espresso-Stop bei Dawit in Tarvisio und kurze Zeit später kurbeln wir zum ersten Ziel. Von der Grenze Österreichs bergab nach Camporosso zu Kaffee und Panini. Nochmal ein Ein-Euro-Espresso und wir wissen mit Gewissheit: der Urlaub kann beginnen. 

Wir reisen weiter ins Val Resia. Die Regenwolken vom ersten Tag sind weitergezogen und strahlender Sonnenschein begleitet uns am Weg gen Süden durch das Kanaltal. Im Resia Tal haben wir uns bereits einen Stellplatz am Fluss ausgesucht und als Abwechslung zum flowigen, mit viel Waldboden versehenen Trail des ersten Tages, wird’s heute steiniger. Wir haben uns Begleitung von unserem Freund Role und seinem Defender geholt – so können wir bei der Hitze den einen oder anderen Höhenmeter per Shuttle-Service überwinden. Und wo der Defender hinkommt, kann der Crosscamp schon lange rum.

Espresso gibt es überall

Wir entscheiden uns für eine Tour nördlich des Tals. Bereits kurz vor dem Gipfel fällt uns immer wieder ein kleines Biwak entlang des Kamms auf. Unsere Route führt zwar nicht direkt dorthin, aber einen kurzen Abstecher lassen wir uns nicht nehmen. Es entpuppt sich als Glücksgriff. Eine kleine Quelle unweit des Ricovero lässt die Luft aus unseren leeren Wasserflaschen und füllt uns selbst mit neuer Energie. Im Biwak gibt es zur Überraschung eine Bialetti, Illy-Kaffee sowie einen Gaskocher. Eine Hüttenspende unsererseits inklusive. Wer braucht schon Wasser, wenn er Kaffee hat … Die Abfahrt führt uns wieder direkt zum Stellplatz am Fluss. Den Abend lassen wir bei Pasta und einem Glas Rum ausklingen. 

Enduro-Spaß bei Gemona

Schon lange hören wir von den Trails am Monte Cuarnan in Gemona. Unser nächster Stop am Ende des Kanaltals ist somit klar. Am Gipfel thront das Kirchlein Cristo Redentore, welches sich auf den Überresten einer älteren Kapelle befindet. Der Ausblick macht Lust auf mehr, und so versinken wir, über der Karte grübelnd, schon wieder in Gedanken an weitere Bikeabenteuer in den umliegenden Bergen. Doch zunächst wartet eine endlose, teils technische, teils sehr flowige Abfahrt nach Gemona. Doch wir haben Zeit – die Pizzeria unserer Wahl öffnet erst um 18 Uhr. Und ohne Pizza verlassen wir Italien bestimmt nicht.

Hochalpines Abenteuer und Bike-Park

Bevor wir uns durch das Socatal wieder Richtung Norden machen, steht der kleine Bikepark Robidišče am Trail-Speiseplan. Auf einer Passhöhe, in einem Grenzort zu Italien mit nur 16 Häusern, haben sich motivierte Biker gefunden und gemeinsam ein Hotel, Appartments, sechs unterschiedliche Trails, ein Restaurant und einen Shuttle-Dienst geschaffen. Und das ganze am Ende der Welt – oder am Anfang, alles nur eine Frage des Blickwinkels. Der Weg dorthin lässt allerdings tatsächlich nicht vermuten, noch auf Menschen, insbesondere auf ein Trail-Center zu stoßen. Doch der Schein trügt, und nach mehreren Stunden Shuttle-Action auf den wirklich perfekt angelegten Trails und Kalorien in Form von slowenischen Spezialitäten, stürzen wir uns in die Fluten des angrenzenden Flusses Nadiža.

Nach einem Tag im Wald sehen wir uns aber nach Weitblick. Durch das Socatal geht es weiter zu unserem nächsten erhöhten Schlafplatz. Wir überblicken die tiefen Einschnitte die der Fluss hinterlassen hat und schlafen, nach einem weiteren Glas Rum, zufrieden unter den Sternen ein. Am nächsten Tag geht es früh raus – wir wollen die erste Gondel am Kanin bei Bovec erwischen. Von slowenischer Seite rauf ins Kanin-Gebirge, eine kurze Tragepassage, Grenzüberschreitung nach Italien, 1.000 Tiefenmeter auf technisch anspruchsvollem Trail, Espresso und Panini – what else, mit der Sella Nevea Gondel von der anderen Seite wieder rauf, eine etwas längere Tragepassage und zurück nach Bovec. Im oberen Teil fordernd, unten im Wald schon fast wie eine Murmelbahn. Man hört die breiten Grinser der Biker beinahe, und bevor uns der Trail im Trubel von Bovec ausspuckt, haben die Locals noch ein paar Sprünge und andere Hindernisse eingebaut. Ein grandioser Abschluss einer gelungenen Bikereise. 

Wir kommen mit ausreichend Trails im Gepäck nach Hause und feilen jetzt mal am Gesamtprogramm. Doch auch wir Bikefexen brauchen mal eine Pause. Wir rollen also am letzten Tag gemütlich auf die Montasch-Alpe, genießen die kühle nächtliche Luft und lassen tags darauf die Bikes am Crosscamp. Zu Fuß und mit einem Klettersteig-Set im Rucksack möchten wir auf den Jof die Montasio. Die Steinböcke hier sind zutraulich, und man muss sich seinen Platz am Wanderweg schon mit Nachdruck erkämpfen. Wir überblicken die Julischen Voralpen ein letztes Mal, von Nord bis Süd, entlang unserer zurückgelegten Route und freuen uns auf ein Bike-Abenteuer im nächsten Jahr. 

Categories
Uncategorized

Enduro-Trip durch die Pyrenäen

Allerheiligen, hier in Österreich hat’s unübliche 20°C über Null. Das Mountainbike wurde nochmal aus dem Keller ausgegraben und die fertig präparierten Skier wieder in der Tasche verpackt. Wir haben nämlich andere Pläne. Noch einmal im Jahr soll es auf Reise gehen. Unser Ziel sind die Pyrenäen. Schon lange geplant, immer wieder gescheitert.

Anfangs mussten wir die Reise aufgrund beruflicher Kollisionen verschieben. Irgendwann hatte dann die Großtante 3. Generation ihren halb-runden Geburtstag, später wurde bei der Katze Zahnfleisch-Bluten festgestellt und ein weiterer Abflug wurde aufgrund des epidemiologischen Männer-Schnupfens und der Unmöglichkeit, die eigenen vier Wände zu verlassen, abgeblasen.

Aber nun ist es soweit – und wie es Kinderzimmer Productions in ihrem Song Doobie schon richtig erkannt haben: Heute wird es nicht auf unsere Parade regnen. Die netten Leute werden wir bestimmt auch treffen, aber ob es Mitte November auf der Sonnenseite wohl noch schneefrei ist?

Pyrenäen, Katalonien und sehr verwirrende Grenzen

Im Landeanflug nach Barcelona wird uns das Ausmaß des Winter-Einbruchs erstmals bewusst. Die Gipfel der Pyrenäen sind längst in weiß gehüllt. Allerdings beschränkt sich der Zuckerguss tatsächlich auf die hochalpinen Regionen und wir sind voller Zuversicht, hier noch ausreichend schneefreie Touren zu finden.

Als wir voll bepackt wie Lastenesel aus dem Terminal schreiten, suchen wir gleich nach zwei Dingen. Erstens, etwas Essbares – der Hunger ist groß, das kommt davon, wenn man mit Billig- Airlines unterwegs ist, die mittags kein Menü servieren. Zweitens halten wir Ausschau nach Ian, unserem Gastgeber und Guide für die kommenden 7 Tage. Neben dicht aneinander gedränten Anzugträgern mit Krawatten, sehen wir in der Ferne jemanden in Outdoor-Kleidung. Aufgescheucht wie ein wildes Reh, ist auch er auf der Suche nach uns. Angesichts unserer Bike- Koffer kein allzu schwieriges Unterfangen. Sandwich, Kaffee und Süßes für Danach unter’m Arm geht’s ab zum Van und weitere drei Stunden zurück nach Frankreich in unsere Unterkunft, das „Mouli del Riu“.

Chambre et tables d’host

Mein französisch lässt zu wünschen übrig und so braucht es mehrere Tage, bis ich mir diesen Satz endgültig eingeprägt habe. Dahinter steht ein französisches Prinzip der Hotellerie. Die Gastgeber sitzen abends mit ihren Gästen gemeinsam beim Dinner am Tisch. Nach unserer Fahrt, vorbei am berühmten Kloster Montserrat und hoch in die Pyrenäen, wird uns klar: „Für Unterhaltung ist abends definitiv immer gesorgt.“ Ian kennt die Gegend, deren Geschichte und viel Heiteres aus seinem Guiding-Leben. Wir sind gespannt, was er so zu erzählen hat.

Für heute sind wir mit einem Abendessen und dem Gute-Nacht-Bier mehr als zufrieden und fallen hundemüde ins Bett. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass der Winter angekommen ist? Es ist kalt und ich bin dankbar für die mehr als kuschelige Daunendecke.

Auf zum Meer

Nachdem das Wetter für die nächsten zwei Tage noch etwas nass und kalt vorhergesagt ist, brechen wir Richtung Osten, ans Mittelmeer, auf. Diese dreitägige Tour an die Ausläufer der Pyrenäen wäre zwar zum Schluss geplant gewesen, doch wir sind ja mehr als flexibel und froh, dass wir nun dem Wetter mit jeder Kurbelumdrehung weiter entfliehen können.

Bevor es los geht, zeigt uns Ian auf der Karte wo es lang geht. Wir sind zum ersten Mal in den Pyrenäen und verschlingen die Karte wie ein kleines Kind seine Süßigkeiten. Eine dicke schwarze Linie lässt uns ins Grübeln kommen. Wir stellen alsbald fest, dass Katalanien nicht auf das spanische Territorium beschränkt ist. Doch während südlich der Grenze die Forderung nach Unabhängigkeit immer größer wird, steht man hier zur französischen Identität – ist aber zugleich stolz auf seine katalonischen Wurzeln. Die gelben Bänder, als Zeichen der Befreiung politischer Gefangener, haben uns am Vortag bereits verfolgt. An Straßenlaternen, Häusern und sogar an Felswänden sind sie in allen Größen aufgemalt.

Nun geht’s endlich los, der nächste Geschichts-Unterricht muss warten. Wir starten in St. Pierre del Forcats, auf 1.200 m Seehöhe und kurbeln erstmal weiter hoch, um warm zu werden. Es gibt hier ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen, vielerorts auch offizielle Bike-Strecken die mit VTT markiert sind. Dreimal links, viermal rechts, dann geradeaus und schon haben wir keine Ahnung mehr, wo wir sind. Verwirrungstaktik um die Notwendigkeit des Guidings hervorzuheben? Nein, bloß das Know-How eines Locals, um uns die schönsten Trails rund um das „Mouli“ zu zeigen. Wir fahren durch dichte Eichen- und Birkenwälder, bunt gefärbt durch den Herbst, und ständig wechselndem Untergrund. Die Trails sind flowig, wurzelig und manchmal auch sehr technisch mit engen Kurven. Abwechslung ist garantiert, und dabei sind wir erst wenige Stunden unterwegs.

Auf den Spuren der Römer

Auf unserem Weg zum Strand kommen wir an zahlreichen Ruinen sowie gut erhaltenen Burgen vorbei. Vieles aus der Zeit der Römer, welche die Gegend lange Zeit im Griff hatten und die Pyrenäen über die berühmte Via Augustus überquerten. Wir stehen mit unseren Enduro-Bikes inmitten alter römischer Wagenspuren, Tonnen schwere Lasten wurden von Ochsen über die Pässe gekarrt. Ein unglaubliches Gefühl, wenn man bedenkt, dass auch Hannibal mit seinen Elefanten hier etwa 200 Jahre v. Chr. seine Alpenüberquerung startete.

Wir sind beeindruckt sowie zugleich demütig und lassen das Flair dieser Orte auf uns wirken. Fast schon kommt es uns vor, als hätten wir zwischen den historischen Städten mal bloß so einen Trail eingestreut. Ein Blick auf die Uhr und die zurückgelegten Kilometer zeigt uns allerdings rasch, dass es eher umgekehrt der Fall ist. Der Untergrund ist anfangs erdig, viel Waldboden und nervige, schräg zum Weg verlaufende Wurzeln setzen gute Fahrtechnik und Wachsamkeit voraus. Weiter unten im Tal wird es zunehmend steiniger, und an Nervigkeit überbieten hier lediglich die Ginster-Stauden und andere mit Dornen versehene Gewächse die früheren Wurzeln. Wir wünschen uns lange Stutzen, oder einen Rasentrimmer an die Waden. Oh, und schon wieder eine Ruine …

Cafe solo und Star Wars

Schnell ist auch Ian klar, ohne Kaffee kommt er mit uns nicht weit. Und so nutzen wir die alten charmanten Dörfer für den Koffein-Nachschub. Die Bistrots les Pays versprechen Gutes, und nach nur einem Tag am Bike, halten alle am Weg durch die engen verwinkelten Gassen in den Dörfern Ausschau nach den ansprechenden Schildern. Auch in Spanien zieht es uns stets in die charmanten Cafés. Vor vielen Jahren, ohne jegliche Spanisch-Kenntnisse, dachte ich noch, das die Frage „Cafe solo?“ nur gestellt wird, um noch eine Süßspeise zum Kaffee zu verkaufen. Als ich das Lebenselixier noch mit Milch trank, keine Lust auf Kuchen hatte und die Frage bejahte, musste ich alsbald feststellen, dass es wohl doch eher darum ging, mir Milch anzubieten. Ich würgte die Brühe runter und habe gelernt. Heutzutage ist der Kaffee meiner Wahl schwarz, und im Bestellen bin ich Profi. Lernen durch Schmerzen …

Der Kalkstein am Weg zum Meer ist nun bereits dem Konglomerat gewichen, und hier und da trifft man auch auf Granit. Die Wege haben nun weniger loses Geröll, dafür größere Felsbrocken, welche wir liebend gerne zum Spielen nutzen. Hier kann man sich selbst die Schwierigkeit seiner Line aussuchen und sich in Zeit und Raum verlieren. Der Herzschlag nach dem vielen Kaffee leicht erhöht, übersehen wir beim Tüfteln die Zeit und mit ein paar Wolken vor der Sonne wird’s dann auch gleich finster.

Dennoch hat Ian wieder einmal eine passende Geschichte auf Lager und erzählt uns voller Freude, wie er einfache Schaf-Scheiße als Ewok-Kacke angepriesen hat. Die knuddeligen Fabelwesen aus Star Wars sind also tatsächlich real und die einzige noch lebende Art versteckt sich hier im Labyrinth der ehemaligen Bergbau-Stollen. So manche Kunden, erzählt Ian, haben ihr Jausenbrot in windeseile verdrückt und die kleinen braunen Kügelchen in Papier verpackt. Als gäb’s nix wertvolleres, wurden diese liebevoll und vor einem möglichen Aufprall geschützt im Rucksack verstaut.

Wir ersehen schon das wohlverdiente Bier am Abend und lauschen nur mehr mit einem halben Ohr. Auf geht’s, durch wild gewachsene Korkeichen-Wälder und über äußerst technische Trails hinab nach Cerét zum Feierabend. Hmmm, Ewoks …

Strand in Sicht

Der letzte Tag startet mit gemütlichem Shuttle bergauf. Noch ein klein wenig kurbeln und schon geht’s über mediterrane Felder und Wege wieder bergab. Wir sehen bereits unser Ziel, eine kleine Sandbucht in der Nähe von Argelès-sur-Mer. Doch davor möchten wir den Tag für ein paar Erkundungen nutzen. Es gibt hier ebenfalls ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen und Ian hat Lust, etwas Neues mit uns zu probieren. Da sagen wir nicht nein, auf ins Abenteuer und weg von den bekannten Pfaden. Wir schieben ein kleines Stück den Berg hoch um dann auf einem leicht technischen Waldweg den gesamten Hügel in ständigem Auf und Ab zu umrunden. Wir lieben es – wer gerne bergauf und bergab an schwierigen Passagen tüftelt, ist hier goldrichtig.

Darüberhinaus findet man hier im Wald keinen Stech-Ginster und unsere Waden werden zur Abwechslung mal geschont. Das letzte Stück hinab ans Meer ist ein von Locals gebauter Enduro- Trails. Sprünge in jeder Größenordnung sowie Steilkurven gehen fließend ineinander über. Von Zeit zu Zeit gönnen wir uns eine Pause, machen Fotos oder mampfen genüßlich die Früchte des Erdbeerbaums. Ian will uns beim ersten Mal noch schnell und geschockt einreden, dass dies die wohl giftigsten Früchte der ganzen Pyrenäen sind – er hat die Rechnung aber ohne unsere Erdbeerbaum-Erfahrung aus Portugal gemacht. Wir sind ja nun quasi schon Botaniker-Experten … mjam, mampf.
Unser Fahrer Jan, liebevoll das Schweizer Uhrwerk genannt, ist natürlich wieder pünktlich auf die Minute am Strand zur Stelle. Und er kommt nich mit leeren Händen. Pizza in verschiedenen Variationen, Chili-Sauce und Bier sind mit dabei. Da kommt Freude auf – schnell den Heißhunger gestillt und dann gemütlich Pizza essen *g*. Zum Abschluss wagen wir Österreicher, aka Binnenland-Bewohner, noch einen Sprung ins kühle Meer und dann geht’s ab nach Hause ins Mouli.

Von Geiern und Dinosauriern

Die kommenden Tage stehen im Zeichen der hohen Pyrenäen-Gipfel. Wir brechen ins spanische Hinterland auf und schrauben uns gewaltig in die Höhe. Leider hat es ab 1.900 m Seehöhe schon Schnee – nordseitig heißt das nun, nasse Füße und kalte Knöchel. Doch ein wenig Leiden gehört dazu, um auf die andere Seite des Berges zu kommen. Dort wartet ein sehr technischer Singletrail und eine ewig lange Abfahrt ins Tal auf uns. Die Regenhose haben wir Schlaumeier im Van gelassen – durchwegs nass und kalt halten wir Ausschau nach einer Tapas-Bar. Wir müssen nicht lange suchen und stürmen den Laden als gäb’s heute etwas gratis. Der Wirt schmunzelt und weiß Bescheid, Tapas und Bier für alle, in ausreichender Menge.

Am Weg zur letzten Abfahrt des Tages passieren wir eine bereits von weitem sichtbare Felswand. Darüber kreisen Geier und wir schätzen deren Flügel-Spannweite. Bei näherer Betrachtung der Felsen kommen noch weitere Tiere zum Vorschein. Man erkennt dort zahlreiche Spuren, quer über die ganze Wand, von links nach rechts, von oben nach unten. Ian erzählt, dass während des Tagbaus hier Spuren von Dinosauriern entdeckt wurden. Mit weit offenen Augen und der Kinnlade nach unten geklappt, nähern wir uns den Felsen und halten beeindruckt die eigenen Hände in die versteinerten Fußabdrücke. Und es wäre nicht Ian, hätte er auch hier keine lustige Geschichte auf Lager. Als er Kunden vor vielen Jahren diese beinahe senkrechte Wand zeigte, waren diese erstaunt, dass Dinosaurier auch entlang von Wänden laufen konnten. Tja, ein Brontosaurier mit Saugnäpfen, womöglich eine neue Entdeckung hier in den Pyrenäen.

Unser Geologe hat uns schnell über die Aufschichtung, die Platten-Tektonik und den Mineralien- Abbau hier in der Gegend aufgeklärt. Die zahlreichen verschiedenen Schichten an Kohle und anderen Gesteinsformen geben Aufschluss über die mehrmaligen Auslöschungen in der Geschichte der Region. Jahr-Millionen an Leben sind hier aneinander gereiht. Es ist ein beeindruckendes Gefühl, all diese Zeiten wie im Zeitraffer vor sich zu sehen. Am Ende der Schichten steht ein gelber Liebherr-Bagger … und dann wir *g*. Genug gesehen, es wird wieder Zeit für etwas Bewegung. Der November zeigt uns heute mit aller Kraft, wie kalt er sein kann. Also kurbeln wir los, und bei den feuchten, mit Moos bewachsenen Steinen ohne jeglichen Grip, wird uns auch blitzschnell wieder warm.

Heiße Quellen, kühles Bier

Besser so, als umgekehrt. Nachdem wir bereits mehrmals an Thermalbädern vorbei kamen, wollten wir von Ian wissen ob es auch natürliche heiße Quellen in den Bergen gibt. Doch wir müssen gar nicht so weit reisen, lediglich 15 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, befindet sich eine Quelle mit unterschiedlich heißen Becken. Am oberen Ende eines Berghangs tritt das heiße Wasser aus dem Boden aus, über die Jahre haben sich hier auf natürliche Weise, aber auch durch Menschenhand, Becken geformt. Wie auch zuhause in der Badewanne, kann man am Temperatur-Regler drehen und es sich gemütlich machen. Möchte man es kühler, geht man bergab und setzt sich in eines der weiter unten angesiedelten Becken. Wir sind übermütig und nehmen gleich die oberste Gumpe. Lange hält man es trotz der kühlen Außentemperatur hier nicht aus – und wer zu lange an seinem kühlen Bier nippt, hält alsbald heißen Hopfentee in der Hand.

Flexible Pyrenäen

Wir haben uns in der kurzen Zeit bereits Hals über Kopf in die Gegend verliebt. Nicht nur wegen der grandiosen Trails, sondern aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten. Ist das Wetter in den Bergen schlecht, fährt man eine knappe Stunde Richtung Meer. Kommt es von Süden oder Norden, weicht man einfach immer auf die entlegene Seite der Berge aus. Da die Trails nicht nur hoch oben auf den Gipfeln zu finden sind, sondern es in allen Höhenlagen mehr als ausreichend Varianten in allen Schwierigkeitsgraden gibt, hat man täglich Neues und Abwechslungsreiches zur Auswahl.

Und spielt das Wetter an allen Ecken und Enden nicht mit, gibt’s immer noch die heißen Quellen oder den Billard-Tisch bei Ian im Hotel … aber eines haben wir uns gemerkt: Fordere niemals einen Briten beim Billard heraus.

 
Categories
Uncategorized

Georgien Abenteuer

„Would you like to visit us in Georgia“, so ein Anruf letzten Sommer. „Klar, ich wollte schon immer mal in die USA reisen.“ antwortete ich. Eine kurze Sprechpause, ein langes Ähmm und ein herzlicher Lacher später war klar, dass ich wohl geographisch ein wenig Aufholbedarf habe. Dennoch lassen wir uns dieses Abenteuer an der Grenze zu Russland nicht entgehen.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und voll freudiger Erwartung fliegen wir nach Tbilisi, der Hauptstadt von Georgien mit mehr als 1,2 Millionen Einwohnern. Im Jahre 1991, noch vor dem Augustputsch und dem Zerfall der Sowjetunion, erklärte Georgien seine Unabhängigkeit. Lediglich über die Gebiete Abchasien und Südossetien, in denen starke russische Militärpräsenz vorherrscht, hat die georgische Regierung auch heute noch keine Kontrolle.

Diese Teilgebiete sind für Touristen immer noch tabu. Unsere Reise führt uns daher weiter östlich in den Tuscheti Nationalpark, an der Grenze zu den bekannten russischen Gebieten Dagostan und Tschetschenien. Auf dem mehr als 83.000 Hektar großen Gebiet herrscht bis auf wenige kleine Dörfer gähnende Leere. Eine schier unendliche Weite, endlose Wanderwege, tausende Schafe und eine beinahe erdrückende Gastfreundlichkeit werden diese Woche noch abwechslungsreicher gestalten, als wir es erwarten.

Wer eine Reise tut …

Bereits die Anreise über Istanbul ist aufregend und geprägt von skurrilen Begegnungen. Die nette Bitte einer Dame, ihr doch den schweren Reisekoffer abzunehmen, können wir ihr nicht abschlagen. Doch bevor Klaus, unser Charmeur, fröhlich pfeifend mit dem fremden Koffer durch die Sicherheitskontrolle spazieren möchte, halten wir ihn an. Auf die Frage, ob es nicht vielleicht leichtsinnig ist, einen fremden Koffer in ein ebenso fremdes Land mitzunehmen entwich ihm kurz die Farbe aus dem Gesicht. Doch auch der freundlichen Dame ist der Fauxpas sichtlich ins Gesicht geschrieben und wohl mehr als peinlich.

Vor unserem geistigen Auge sehen wir Klaus bereits am Boden liegen, mehrere Knie von türkischen Grenzbeamten am Rücken, fröhlich aus dem letzten Loch pfeifend. Auch die Sicherheitskontrolle, welche das Geschehen von Weiten beobachtet, schmunzelt amüsiert vor sich hin. Kurz darauf, beim Boarding zum Weiterflug nach Tbilisi, darf ich die Herren der Security erneut begleiten. Diesmal ein paar Stockwerke tiefer in den Keller. Dort erwarten mich bereits vier weitere Kollegen im selben Gewand, eine Tasse Kaffe in der linken, die Kalaschnikow in der rechten Hand.

Der Metalldetektor, welcher das Check-In Gepäck durchleuchtet, hat bei meinem Koffer angeschlagen. Nachdem ich mir keiner Schuld bewusst bin, zeigen mir die freundlichen Herren das Röntgenbild – eine Ersatzkette meines Bikes, schön säuberlich im Karton zusammengelegt, ist ihnen nicht ganz geheuer. Und aus diesem Blickwinkel, so muss ich gestehen, kann auch ich die vermeintliche Schlange nicht gleich identifizieren. Nachdem ich sie sorgfältig und unter argwöhnischen Blicken aus dem Koffer grabe, bricht ein vorerst leises aber später allzu heftiges Gelächter bei den sonst so grimmigen Beamten aus. Der Abschied mit Schulterklopfer und einem Schluck Schnaps bleibt mir in bester Erinnerung und lässt mich blitzschnell auf meinem Platz im Flugzeug einschlafen.

Hektisches Treiben in Tbilisi

Nach einem langen Tag kommen wir endlich samt Gepäck und Bikes in Georgien an. Die Empfehlung des Innenministeriums, sich auf Taxis und Fahrer zu verlassen und kein eigenes Auto zu mieten, ist uns binnen Minuten klar und verständlich. Das Nord-Süd-Gefälle der Einhaltung von Verkehrsregeln und die umgekehrt proportionale Häufigkeit der Verwendung von Hupen lässt den Wunsch nach einem eigenen fahrbaren Untersatz in windeseile verschwinden. Zum Glück ist dies auch nicht nötig – wir werden von James, einer der Betreiber einer lokalen Agentur namens Mogzauri-Rent, abgeholt und ins Hotel gebracht. Es ist mittlerweile halb eins in der Nacht und wir freuen uns auf ein paar Stunden erholsamen Schlaf.

Abano Pass – eine abenteuerliche Autofahrt

Früh morgens geht es mit geländetauglichen, aus Japan importierten Mitshubishi Delicas, in Richtung Abano Pass. Eine 5-stündige Fahrt auf einer der weltweit gefährlichsten Passstraßen wartet auf uns. Während wir uns nach den ersten Kehren noch in Todesangst wähnen, feuern wir unseren Fahrer nach einer guten Stunde bereits an und freuen uns wie kleine Kinder auf die nächste knifflige Passage. Dualtrail-Action mit Allrad und Ballonreifen. Nur spotten macht hier wenig Sinn. Nach mehreren Bächen die gefurtet werden müssen, Steilrampen und Schlaglöcher die bei uns zuhause nicht mal mehr unter grobe Fahrlässigkeit fallen würden, erreichen wir erschöpft den Abano Pass auf 2.950 m Seehöhe.

Mit brummenden Köpfen vom schnellen Aufstieg und von der langen Reise bereits zuckenden Beinen ist es nun endlich soweit. Aufsitzen, Sattel rein und ab die Post. Über zwei Stunden geht es Singletrails und Bergstraßen in das kaukasische Hinterland nach Dartlo bergab. Das Bergpanorama um uns herum ist beeindruckend und weitläufig. Der Blick auf die über 4.000 m hohen Berge an der Grenze zu Russland lässt Vorfreude aufkommen. Unser Spielplatz für die nächsten fünf Tage. Doch davor kommen wir noch bei einer Rangerstation vorbei – und hier machen wir auch das erste Mal Bekanntschaft mit der georgischen Gastfreundlichkeit. Mit Händen und Füßen verständigt man sich überall auf der Welt und der gemeinsame Nenner ist schnell gefunden – Kaiser Bier. Das kleine Gläschen wird sich allerdings etwas später während den verschwiegenen 200 Höhenmeter Gegenanstieg zur ersten Unterkunft noch rächen.

Khachapuri und andere gesättigte Fettsäuren

Wer nach Georgien reist, sollte einen starken und vor allem unempfindlichen Magen mitbringen. Die Küche ist ausgezeichnet, allerdings meist sehr fett und immer reichlich von Allem. Khachapuri, so heißt das überbackene Käsebrot. Die Einheimischen essen es meistens als kleine Zwischenmahlzeit – uns macht es selbst nach 2.000 Höhenmetern und starken Kalorienmangel bereits als Vorspeise satt. Der klassische Tschatscha, ein lokaler Tresterbrand, ist nach solch üppigen Mahlzeiten Pflicht. Und als Österreicher kennt man die Schnapskultur ja, was soll schon passieren … bei 40 – 70% Alkohol.

Schafe, so weit das Auge reicht

Die Gipfel unserer geplanten Touren sind meist nur mit Schieben oder Tragen des Bikes zu erreichen. Die Infrastruktur der Wanderwege ist bestens ausgebaut – aber eben für Wanderer. Forststraßen wie wir sie in Europa kennen gibt es kaum und wenn, dann werden sie für motorisierte Offroad-Abenteurer genutzt und sind dementsprechend steil und unfahrbar.

Während man auf den Bergstraßen als auch auf den gut ausgebauten Straßen rund um Tbilisi Meister im Auto-Kuhslalom wird, darf man sich auf den Wanderwegen die schmalen Trails mit Schafen teilen. Darüberhinaus auch mit deren Abfallprodukten. Schäferei ist neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle im Tuscheti Nationalpark. Nach einem knackigen Anstieg auf gut 2.600 m erreichen wir eine kleine „Baracke“ am Grat. Von weitem kriecht uns bereits der Duft von Schafen in die Nase. Doch hier gesellt sich auch eine kleine Brise Röstaroma hinzu. Unser Guide Irakli, der wohl etwas besser an die Höhe gewohnt ist, kommt bereits mit vollem Mund auf uns zu und meint „Come in, come in … it’s delicious. Bist du deppat.“. Den hinten angehängten Ausruf freudiger Erregung haben wir ihm sprachwissenschaftlich korrekt erst wenige Stunden zuvor bei-gebracht. Wir hören diesen Satz noch ein paar Mal.

Aber er hat recht – die Hirten haben soeben ein Schaf geschlachtet und bereiten das Fleisch in kleinen Stücken am Spieß über offenem Feuer zu. Dazu gibt’s etwas Brot und schon ist unser Hunger gestillt. Etwas irritiert von den zwei Grenzpatrollien in Militäruniform, flankiert von deren Kalaschnikows, genießen wir die Gastfreundschaft und den obligatorischen Tschatscha danach.

Während wir vom Schaffleisch und dem selbst gebackenen Brot hin und weg sind, können die Hirten und Militärs die Augen nicht von unseren Rädern lassen. Das Glitzern in ihren Augen, als wir ihnen erlauben mal aufzusitzen und den Federweg zu testen erinnert an Weihnachten als wir jung waren.

Ein Paradies für die nächste Folge von Herr der Ringe

Unsere Touren führen uns alltäglich durch kleine und urige Bergdörfer im Tuscheti Nationalpark. Die alten Steinhäuser, fein säuberlich mit Granitplatten aufgeschlichtet, und die Überreste der alten Wehr- und Kommunikationstürme aus längst vergangenen Zeiten erinnern an die Landschaften von Herr der Ringe. Und nicht zu unrecht, denn auf den Türmen wurden früher Feuer entfacht um über weite Strecken vor Feinden zu warnen. Viele davon werden gerade restauriert um sie für Touristen weiter zugänglich zu halten.

Wir genießen in der Zwischenzeit die spektakulären Abfahrten zwischen diesen Türmen und die erstaunten Blicke der Einheimischen. Die Gästehäuser, welche liebevoll gepflegt und betrieben werden, sind meist sehr einfache Bauten. Außen rustikal und ähnlich einem Alpenchalet, innen meist nur ein altes Bett mit Brettern und einer dünnen Matratze. Wir schlafen allerdings stets gut – die Höhe und die anstrengenden Touren lassen die spärlichen Schlafgelegenheiten schnell vergessen sein.

Vor vielen Jahren förderte die georgische Regierung die Errichtung von Solar betriebenen Warmwassertanks und die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie. Viele der Häuser haben nun Elektrizität und warmes Wasser kommt aus den Duschen. Ein großer Schritt für den lokalen Tourismus – und man erkennt den Erfolg an den vielen Investitionen die die Einheimischen tätigen. An jeder Ecke entsteht eine neue Veranda, ein neuer Zubau oder die Dächer werden saniert. Kurzum: Leben in den Bergen.

Enduro Action rund um Tbilisi

Nachdem wir uns endlich an die Höhe gewohnt haben ging’s auch schon wieder zurück in die Hauptstadt Tbilisi. Wieder vorbei an den Rangern, rauf auf den Abano Pass und mehr als 20 km runter ins Tal. Und während wir uns vor einer Woche noch gefragt haben, ob es James ernst sei, hier die „Straße runter zu fahren“, freuen wir uns nun richtig darauf, diesen Bergweg mit nur zwei anstatt vier Rädern in Angriff zu nehmen. Nicht zu vergleichen mit einer langweiligen Forststraße bei uns zuhause. Steile Rampen, große Steine, tiefe Bodenwellen zum Springen und Bäche zum Furten – fast wie im Downhill-Park.

Rund um die Hauptstadt wechseln sich viele gebaute Strecken mit Anliegern und Sprüngen mit naturbelassenen Wanderwegen ab. Und nach einem perfekten Tag am Trail wartet die belebte Altstadt mit zahlreichen Bars und Restaurants. Das Nachtleben ist unglaublich bunt – hier gesellen sich Jung und Alt aus verschiedenen Nationen und Ländern zusammen. Ein Irish Pub neben einer marokkanischen Shisha-Bar, ein amerikanisches Steak-House gegenüber einem klassisch georgischen Restaurant. Doch auch tagsüber hat die Millionenstadt einiges an kulturellen Highlights zu bieten. Die Ruinen der Festung Nariqala aus dem 3. Jahrhundert sowie die hoch über der Stadt thronende Mutter Georgiens, Kartlis Deda, sind nur ein Auszug aus dem Kulturangebot der vielfältigen Metropole.

Für uns ist klar: Wir kommen wieder. Die Trails im Herzen des Nationalparks sind atemberaubend und die herzliche Gastfreundlichkeit der Dorfbewohner machen jetzt bereits Vorfreude auf unser nächstes Abenteuer. Selten wurden wir so offen und ehrlich empfangen wie hier in Georgien.

Categories
Uncategorized

Lappland Trails

Vom Fjord zum Fjell und wieder zurück. Und dazwischen die leckersten Waffeln von ganz Nordschweden. Den Kalorien-Nachschub hat man sich auch redlich verdient, denn wenn man glaubt, auf den Plateaus des norwegischen und schwedischen Fjells sei es „brettl-eben“, dann irrt man sich. Auf und ab, über Stock und Stein, und ständig werden die Blicke vom atemberaubenden Panorama oder den vorbeiziehenden Rentierherden abgelenkt.

Mountainbiken im hohen Norden, keine Lappalie

Nachdem Freunde, Edgar und Robi, nämlich die ehemaligen Hüttenwirte der Hochmölbinghütte im Toten Gebirge, ein sogenanntes „Hütten-Gspusi“ in Kiruna haben, muss man die Gelegenheit ja quasi beim Schopf packen. Gepackt haben wir dann lediglich unsere Bikes, um für zwei Wochen die Gegend an der Grenze von Norwegen und Schweden unsicher zu machen. Hier, wo der Kungsleden Wanderweg auf den Nordkalotten-Trail trifft. Wo sich Lachse und Rentiere gute Nacht sagen und man an warmen Sommertagen von bissigen Flugtieren in den Wahnsinn getrieben wird.

Von Stechmücken und anderen Plagegeistern

Diese kleinen Biester halten sich am Flughafen noch in Grenzen – eine halbe Stunde Autofahrt später, mitten im Feuchtgebiet am Torne, steigen wir aus dem Auto: Bumm, alles schwarz vor Augen. An Luft holen war nicht zu denken. Schnell ein paar Schritte gehen und schon war man von den „Knots“, den kleinen Monstern, erlöst. Auf meine Frage, ob man sich daran auch mal gewöhnt, kam nur „In ein paar Jahren schon“. Na toll, Bike-Abenteuer fortsetzen oder doch lieber gleich den nächsten Flug nach Hause nehmen?

Wir haben uns für die weniger lange Variante entschieden und sind mit ein paar Eisbären – aka Isbjørn Dosenbier – in der Hütte verschwunden. Unsere Räder sind noch irgendwo in Mittelschweden. Edgar und Robi bringen die neue Küche und nehmen die 3.700 km vom Ennstal in der Steiermark mit dem Auto in Angriff. Hätte Robi irgendwo bei Göteborg nicht Benzin statt Diesel getankt, würden sie jetzt mit uns die kühlen blonden Eisbären am Lagerfeuer genießen. Doch Freitag zu Mittag, mit einem streikenden Motor, tut sich in Schweden nicht mehr viel. Die Räder dürfen 2 Tage Freilauf auf den tollen südländischen Trails genießen und wir haben Zeit, uns die Gegend um Kiruna ein wenig näher anzusehen. Stets begleitet von tausenden von Stechmücken.

Räder ahoi

Als dann endlich auch unsere Drahtesel eintreffen, warten wir nicht lange und kurbeln los. Edgar hat die Zeit genutzt und einen Schlachtplan zurecht gelegt. Wir folgen aufmerksam, verstehen allerdings nur Bahnhof. Die samischen Namen sind schon schwer zu lesen, sie durch Edgars aufgeregte Stimme zu verstehen scheint schier unmöglich. Nur so viel: packen, aufsitzen, losfahren.

Weil das Wetter nicht so ganz nach Plan verläuft, verlagern wir die Homebase nach Norwegen. Südöstlich von Narvik wartet Ballangen mit einem Campingplatz und einer warmen Hütte auf uns. Der perfekte Ausgangspunkt für Touren rund um den Narvikfjord.

Rein, reiner, Reinnefjellet

Granitfelsen vom Gipfel bis zum Fjord. Der Traum jedes Bikers. Doch zuvor muss dieser erst erklommen werden. Wir folgen der Schotterstraße dem Fluss Sorela aufwärts durch das Naturschutzgebiet. Ein spektakulärer Wasserfall reiht sich an den nächsten. Beim Staunen und In-die-Gegend-schauen muss man lediglich aufpassen, nicht von der Straße zu kommen.

Ein Hoch auf die Wasserkraft. Die Servicestraße, die zu den tief im norwegischen Fjell gelegenen Speicherwerken führt, bringt uns gemütlich Richtung Reinnefjellet. An einem kleinen See geht’s auf kaum sichtbaren Steigspuren Richtung Westen. Also grob Nord Neufundland. Wir lassen Edgar, unseren menschlichen Kompass vor und laufen hinter her.

Erster Gipfelsieg

Bald verlieren sich die Spuren gänzlich im Granit. Nun nutzt unser Kompass seine ausgeprägten Instinkte. Und nein, nicht die Fortpflanzung, sondern der Orientierungssinn ist gemeint. Wir aus der urbanen Gegend Österreichs nehmen mal lieber das GPS in die Hand um den höchsten Punkt zielstrebig anzusteuern. Die letzten Meter zum Gipfel müssen zu Fuß bewältigt werden und so parken wir die Carbon-Rösser, Alu-Pferde oder Holzräder der Veganer ein kleines Stück weiter unten.

Foto, Gedicht im Gipfelbuch, Bussi links und rechts und zurück zu den einsamen Bikes. Zeit zum Granit-Surfen. Am mit grauen Steinplatten gepanzerten Rücken des Reinnefjellet gleiten wir fast schwebend, aber nicht mühelos, Richtung Fjord. Einige Stunden und viele tolle Erlebnisse später, geht es ein paar Minuten nach der Brücke über den Fjord scharf nach Rechts – erstes Haus links, eingeheizter Ofen, Glück, Hunger, Eisbären …

Schwedischer Alpencross

Von Norwegen nach Abisko in Schweden. Vorbei am Reinefjellet, weiter Richtung Osten und stets leicht bergauf führt der Weg zur schwedischen Grenze. Auch wenn die Auffahrt eher unscheinbar ist, die Gegend mit ihren schroffen Felsen hat uns in kürzester Zeit unweigerlich in ihren Bann gezogen. Und der Weg meint es gut mit uns Bikern. Er zeigt sich quasi von seiner human flowigen und flachen Seite. Doch wie gewohnt ist das nur die Ruhe vor dem Sturm.

Noch vor der letzten norwegischen Hütte, welche einen schier unmöglich auszusprechenden Namen trägt, wird der Weg technischer, verblockter und verlangt hohe Konzentration. Doch bald legen wir eine Pause auf der Cunoja´vrihütte ein – wie auch immer. Auf Tee, Kaffee und Kuchen müssen wir nur zeigen und man versteht uns. Ist das norwegisch nicht ausreichend, stellt man die Gesichtszüge auf „ausgehungert“ und bekommt den notwendigen Nachschub an Kalorien und Zucker.

Eine Sauna an jeder Ecke

Bald geht es weiter am See Cunojärvi entlang und wir kämpfen uns im wahrsten Sinne des Wortes durch zahlreiche kleine Bäche und über sehr technisch zu fahrende, flache Wegstücke. Wie erhabene PedalritterInnen erreichen wir nach anstrengenden aber durchwegs traumhaften Singletrails die Schwedische Grenze. Eine halbe Stunde später empfängt uns auch die sehnlichst erwartete Unterkunft für die Nacht: die Unna Allakas Hütte.

Kochen, Kleider trocknen, Menschen trocknen, Essen, Eisbären, Sauna und schlafen … Schon toll, selbst hier im Nirgendwo hat diese so einfache Hütte eine Sauna. Nach ein bis drei Durchgängen mit kurzen Flitzer-Intermezzos im Freien fallen wir müde ins Bett.

Am Morgen geht es früh los, denn die 45 km lange Strecke nach Abisko hat es in sich. Gleich zu Beginn gibt es einige Schiebepassagen, schmale Bohlenbrücken und die allseits beliebten Bäche zum Durchqueren. Guten Morgen Schweden – zumindest kommt der Kreislauf rasch in Schwung. Menschen treffen wir hier nur selten, aber Rentiere kreuzen des Öfteren unsere Bahn. Wir erinnern uns düster an ein Video im Netz, bei dem ein Mountainbiker in Südafrika von einem Springbock verrammt wird. Zum Glück ist bei diesen Ausblicken und den tollen Wegen keine Zeit für Ablenkung. Und schon wieder ein Bächlein.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Abiskojaure und wir fallen wie die Wilden über die Küche der Fjellstation her. Nach der wohlverdienten Pause geht es auf der ersten Etappe des berühmten Kungsleden Wanderwegs zum Ziel der Reise, nach Abisko.

Lofoten wir kommen


Das Wetter hat uns mittlerweile eingeholt und auch hier an der norwegischen Grenze wird es zunehmend regnerischer. Ein kurzer Blick auf die Karte sowie auf die Wettervorhersage und schon war klar: auf zu den Lofoten. Von früheren Touren kennen wir die womöglich schönste Unterkunft nahe Kabelvåg und reservieren eine Hütte bei alten Bekannten. Holzofen-Vorheizung inklusive. Bei Maren und Seth in Kalle steht Wohlfühlen und Füße hochlagern mal an erster Stelle. Das kalte und nasse Wetter hat uns zugesetzt.

Party on the rocks

Der nächste Tag beginnt gemütlich mit einer Tour oberhalb von Henningsvær, zum Festvågtinden. Oben angekommen finden wir uns vor einem reichhaltigen Sortiment aus Kabeln, Boxen und Aggregaten wieder. Als der Bass zum Soundcheck einsetzt, weht es uns fast vom Gipfel. Sondre Justad, ein norwegischer Singer Songwriter, gibt heute zum zweiten Mal ein Konzert am Gipfel zum Besten.

Die Ausblicke auf das Inseldorf Henningsvær sind einmalig und machen Lust auf mehr. Mehr Lofoten, mehr Inseln, mehr Gipfel, mehr Eisbären, mehr Trails, mehr Granit, mehr Urlaubstage.

North of the sun

Wieder zurück in der Unterkunft werden wir erstmal in das Steuersystem der Norweger beim Bier-Brauen eingeführt. Fazit: es ist unrentabel, selbst Bier zu brauen um es in der Unterkunft zu verkaufen. Deswegen wird das dunkle Edel-Hopfen-Getränk von Peer, dem Eigentümer, verschenkt. Nachdem wir ihm beim Brauen etwas behilflich sind, die Saison schon fast vorüber ist und sich nur noch wenige Liter im Fass befanden, dürfen wir Selbiges auch noch entleeren.

Am nächsten Tag geht es gut gestärkt in den Westen der Inselgruppe. Vor einigen Jahren verbrachten zwei Jungs aus Norwegen den Winter an einem schwer zugänglichen Strand zum Surfen. Aus Schwemmholz und Müll der täglich an die Küste gespült wurde, bauten sie sich eine Unterkunft. Aus den geplanten Tagen wurden Wochen und Monate. Im Video „North of the sun“ kann man die Geschichte der beiden bewundern. Die Müll-Hütte und eine riesige Schaukel stehen heute noch. Und zwar genau unter dem Berg, den wir uns zum Ziel gesetzt haben. Auch wenn die Abfahrt zum Strand alles andere als einfach ist, man muss diesen kultigen Ort einfach besuchen.

So klappern wir alle möglichen Bike-Berge in der näheren und weiteren Umgebung ab, genießen kostenloses Starkbier, speisen lecker mit Maren, Seth und Peer in ihrer Unterkunft, jagen Eisbären im Supermarkt, hören Musik aus Lautsprechern am Gipfel, springen nach der Sauna in den kohlrabenschwarzen Fjord und müssen eines Tages entsetzt feststellen, dass sich unsere Zeit hier oben dem Ende nähert. Wir kommen wieder, das ist gewiss. Norge vi ses!

Categories
Uncategorized

Zu Besuch beim Joggl

Am Rande des Jogllands und der Waldheimat, versteckt im Hügelland der Oststeiermark, zwischen Apfelbäumen und Buschenschank-Kultur, schlängeln sich dutzende, oft schon vergessene Wanderwege durch die dichten Wälder. Altes Brauchtum und Handwerk reiht sich nahtlos an moderne Betriebe, einfache und rustikale Gaststätten mit Flair kämpfen um das Überleben neben den großen Hotels. Für uns Grazer ist all das weit entfernt, und doch nur in einer knappen Stunde mit dem Auto zu erreichen. Also nix wie hin, zum Joggl …

Wo hin genau?

Das Joglland, gemeinsam mit der Region Waldheimat, liegt in der nordöstlichen Steiermark und erstreckt sich über die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld sowie Weiz. Der Name stammt angeblich von Jakob, der hier im Volksmund gerne „Jackl“ oder auch „Joggl“ genannt wird. Geographisch ist die Region vom Semmering, der Buckligen Welt, den Fischbacher Alpen sowie vom Grazer Bergland und dem Südburgendland eingegrenzt. Gar nicht mal so klein, aber recht dünn besiedelt. Und es ist nicht nur flach und eben hier im Osten Österreichs. Hier in der waldreichen Mittelgebirgsgegend kommt man kaum von einem Dorf ins Andere, ohne nicht auch ein paar Höhenmeter überwinden zu müssen. Der höchste Gipfel ist der Rabenwaldkogel mit 1.280 m, und genau diesen werden wir auch mit unseren Bikes erkunden.

Quasi Locals

Wir würden uns als Grazer ja quasi als Locals bezeichnen, befindet sich das Joglland ja nur wenige Kilometer hinter der Stadtgrenze. Doch schnell wird klar, da kommt man ohne jegliche Gebietskenntnis nicht weit. Es liegt uns ohnehin fern, eine Region auf eigene Faust zu erkunden. Wir setzen auch hier, unweit unseres Wohnsitzes, auf das Know-How von echten Locals. Karl-Heinz von Pfadkundig ist mehr als erfreut, uns seine Heimat näher zu bringen. Er brennt regelrecht vor Tatendrang und wir müssen ihn bremsen, um noch vor Mitternacht wieder zuhause zu sein … ein Tag reicht nicht aus, um seine Lieblingstrails kennen zu lernen und in die Brauchtümer bzw. Kultur der Oststeiermark einzutauchen. Also bleiben wir einfach länger.

Most, Wein und Buschenschank

Trails sind bei uns ja bekanntlich nur eines von mehreren Puzzle-Teilen für eine gelungene Reise. Da wir natürlich viele Brauchtümer und altes Kulturgut aus der nahen Region kennen, sind die Ansprüche hoch um auch Besuchern von weiter weg einen tiefen Einblick in die Region zu ermöglichen. Klar ist, in die lokale Buschenschank-Kultur einzutauchen. Die Regeln für einen Buschenschank-Betrieb wurzeln in einem Gesetz von Josef II. Es dürfen nur Erzeugnisse (Getränke und kalte Speisen) ausgeschenkt werden, die selbst im Betrieb hergestellt werden. Ein Buschenschank ist daher nicht nur ein „Gasthaus“, sondern auch ein Bauernhof, ein Obstbauer oder Winzer-Betrieb. Viele Buschenschänke sind somit traditionsreiche, lange in der Region verwurzelte Familienbetriebe. Genau das Richtige für unsere Gäste, um sie ordentlich in der Oststeiermark willkommen zu heißen.

Hier rauchen nicht nur die Bremsen

Tagsüber zeigt uns Karl-Heinz seinen Spielplatz in den umliegenden Hügeln. Wir kurbeln mehr als 1.000 Höhenmeter und mit ein wenig Shuttle-Support sind es abends dann knapp das doppelte an Tiefenmeter. Das spüren wir in den Beinen und den Bremsfingern. Die Beschaffenheit der Trails ist eine Mischung aus Waldboden, Wurzeln und weiter oben auf den Hügeln sind sie auch mal mit Steinen versehen. Durchwegs als flowig würden wir die Strecken bezeichnen, das Gelände nicht allzu steil und wir bringen die Bremsen bei jeder Abfahrt zum Rauchen.

Heute hat Karl-Heinz etwas Besonderes für uns arrangiert. Zum Rauch der Bremsen gesellt sich jener einer traditionellen Rauchstube. Heute werden wir in die Lebensweise und Kultur der Bergbauern und Handwerker von einst eingeweiht. Die alte Rauchstube ist vollständig eingerichtet und wird immer noch zum Kochen und Selchen beheizt. Dann hängen unter der pech-schwarzen Decke die gebeizten Fleischstücke vom Tram im Rauch. Gelegentlich, und zu unserem Glück auch heute, wird noch ein „Häfennigl“ am offenen Herdfeuer gekocht. Wir befinden uns auf 800 m Seehöhe und der Wirt des Gasthauses „Zur Rauchstube“, Peter Almer, heizt gerade den Ofen für uns ein. Aufrecht stehen können wir nicht mehr, denn dann verschwinden unsere Köpfe im Rauch und die Luft wird knapp. Also schnappen wir lieber nicht nach Luft, sondern nach einem alten Sessel und schauen Peter staunend beim Kochen zu. „Nigl“ wurde hier früher der Kuchen genannt. Wenn der „Nigl“ aus dem „Häfn“ kommt, dann wird’s ein g’schmackiger Kuchen aus dem Topf, sagt Peter. Eine Speise aus Großmutters Zeiten – und wir sind uns sicher, diese auch verkosten zu wollen. Nach der mehr als üppigen Mahlzeit gehen wir nach nebenan. Denn da befindet sich ein kleines Bauernmuseum mit original erhaltener Einrichtung, bemalten Kästen, Werkzeugen der Bauern, Fassbinder, Weber und vielen anderen Berufen.

Ohne Mühe zur Mühle

Wir fallen müde ins Bett und ich muss an meine beiden Hunde denken. Nach einem erlebnisreichen Tag verarbeiten die beiden vieles im Schlaf. Dabei fiepen und quietschen sie, die Pfoten bewegen sich und die Augen werden verdreht. Erinnert uns stets an vom Teufel besessene Menschen in Kinofilmen. Die Augen fallen zu und mein letzter Gedanke dreht sich um die Frage, ob ich nachts wohl auch quietschen werde?

Nach einem üppigen Frühstück holt uns Karl-Heinz ab. Heute starten wir mit dem Shuttle und wir sind froh, nicht gleich wieder treten zu müssen. „Mittags kehren wir bei Rosi ein“, meint Karl-Heinz. Dort gibt’s Sterz und Bohnensuppe, erneut über offenem Feuer. Doch diesmal kein Rauch, sondern das Plätschern des Wassers wenn es über das alte Mühlrad läuft. Die Mühle im Märchenwald befindet sich am Ende einer tollen Trail-Abfahrt. Stehen bleiben, vom Sattel steigen, Steckerlbrot ins Feuer halten.

Als Vorspeise gibt’s die (nicht nur) bei Kindern beliebte Mahlzeit zum selber Machen. Ein Stück Braunschweiger mit Teig ummantelt am Spieß und ab zur Feuerschale. Der kulinarischen Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt – man darf aufspießen worauf man Lust hat. Seltene Kreationen kommen dann zu Tage. Karl-Heinz veranstaltet hier seine Mountainbike-Camps für Kinder. Und wir wünschen uns, wieder jung zu sein.

Als Hauptspeise serviert Rosi Sterz mit Bohnensuppe. Als Sterz werden einfache Gerichte in klein-bröckeliger From aus verschiedenen Mehlsorten bezeichnet. Der Heidensterz wird mit Buchweizenmehl gemacht, der Türkensterz aus Maismehl und der Brennsterz aus Roggenmehl. Es gibt weitere Varianten aus Weizengrieß, Kartoffeln und Bohnen. Wir sind mehr als satt und hoffen, das Stamperl Schnaps zum Abschied lässt den Bauch entspannen.

Der Herr Rosegger

Auch wenn wir hier nur am Rande von Peter Roseggers Waldheimat unterwegs sind, ist der Waldbauernbub auch hier immer wieder präsent. Eigentlich schrieb er sich früher Roßegger, doch weil in seiner Heimat am Alpl mehrere den gleichen Namen trugen, und er einige davon so gar nicht leiden konnte, wurde der Name geändert. Durch seine Kritik an der Monarchie und der staatlichen Verwaltung in seinem Roman „Jakob der Letzte (1988)“, stellte er die Behörden und reichen Kapitalisten als Feinde der steirischen Bauern hin. „Der Staat nimmt den Bauern durch Steuern ihre Existenz und durch das Militär ihre Söhne“, so Rosegger. Auch heute noch ist die ländliche Region von Abwanderung betroffen, das bäuerliche Leben aufgrund des Preisdruckes und der Billigwirtschaft nicht gerade einfach. Der Tourismus soll die Gemeindekassen wieder langsam füllen, die Betriebe kaufen bei den Bauern um die Ecke und Bewusstsein für Regionalität wird damit nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei Besuchern und Urlaubern geschaffen.

Wir spazieren noch rasch in die nächste Buchhandlung und holen uns „Als ich noch ein Waldbauernbub war“, um tiefer in das Leben von Peter Rosegger einzutauchen. Doch dann ruft uns Karl-Heinz zu sich. Der Tag ist noch nicht zu Ende, und er hat uns noch so viel zu zeigen.

Categories
Uncategorized

Nachhaltigkeit mit Nachall

Nachhaltig Reisen

Ein Modewort, ein Marketing-Gag oder ein tatsächlich verinnerlichtes Leitbild? Ist nachhaltiges Reisen tatsächlich möglich, oder widerspricht „Reisen“ per se schon jeglicher Nachhaltigkeit? Was genau ist eigentlich nachhaltig – wo sind die Grenzen und wer definiert diese? Diese Fragen, und viele mehr, stellen wir uns bei Bikefex schon seit Jahren. Eigentlich seit unserem Gründungstag irgendwann im Jahr 2013 …

Der Begriff der Nachhaltigkeit prägt daher unsere Firma, viel mehr aber noch unser eigenes Tun und Handeln im Kontext von Reisen, Urlauben, unserem Alltag und der Umgang mit den begrenzten Ressourcen dieser Erde. Und dabei muss man nicht immer global denken – denn auch die Ressourcen in Regionen sind endend. Wenn die Tomaten der Saison aufgebraucht sind, dann gab es früher keine Möglichkeit, welche aus Südspanien einzufliegen. Jetzt ist es einfach, Essen quer über den Globus zu schicken um im Supermarkt nebenan zu kaufen. Somit gilt es, neben regional auch saisonal „wachsam“ zu sein.

Doch was hat das alles mit Bikefex zu tun?

Während des letzten Jahres hatten wir viel Zeit um nachzudenken. Die Welt hielt uns (und tut es noch immer) und vielen anderen ein großes rotes Stoppschild vor die Nase. Pause. Stillstand. Wir gehen in uns und nutzen die Zeit um zu reflektieren. Im Jänner letzten Jahres haben wir gemeinsam mit der BOKU Universität Wien unser Klimaschutzprogramm „reTreet“ entwickelt. Gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden möchten wir unsere Reisen klimaneutral durchführen. Wir kompensieren CO2, legen für vermittelte Reisen noch ein Scherflein obendrauf und pflanzen dafür im Rahmen eines Projektes Bäume für eine bessere Klimabilanz. Doch das ist alles nur ein Teil des Ganzen … denn „Nachhaltigkeit“ fängt unserer Meinung nach schon viel früher an.

Eine Bikefex-Reise entsteht meistens aus dem eigenen Bedürfnis (und der Erfahrung) eine bestimmte Region, oder ein ausgewähltes Land mit dem Bike zu erkunden. Dabei zieht es uns immer wieder in abgelegene Ecken unserer Welt – abseits der touristischen Hotspots, an Destinationen die sich vielleicht nicht immer gleich als Mountainbike-Region enttarnen. Manchmal folgen wir auch Einladungen lokaler Akteure und sehen uns das ganze an, wenn der initiale „Funken“ überspringt.

You can’t start a fire without a spark

Dieser Funke ist für uns der Startschuss und beinhaltet bereits einiges an Recherche. Entweder wir stöbern selbst im Internet, greifen auf das Wissen von Bekannten zu oder gehen in ein sehr detailliertes Briefing mit den Agenturen/Guides vor Ort. Uns ist dabei wichtig, das Große Ganze einer Reise darstellen zu können. Mountainbike-Trails gibt es nahezu überall auf dieser Welt – und in unserer digitalisierten Welt ist es meist kein Kunststück, diese ausfindig zu machen. Doch was gibt es sonst noch? Was offenbart eine Region abseits der Trails und Mountainbike-Strecken? Wie leben die Menschen dort, was ist deren Einnahmequelle und wie können wir mit unseren Reisen Wertschöpfung für die Bevölkerung – oder zumindest einen Teil davon – kreieren.

 

Ohne Trails gibt’s natürlich keine Mountainbike-Reisen, klar. Aber ohne dem i-Tüpferl rund herum, gibt es diese für uns auch nicht. Selbst wenn es die schönsten, tollsten und spektakulärsten Trails der Welt sind. Punkt.

Trust your local guide

Einer unserer Eckpfeiler sind unsere Partner weltweit. In fast allen Regionen greifen wir auf das Know-How der Locals zurück. Wir entwickeln Reisen gemeinsam mit ihnen vor Ort und führen diese auch mit ihnen durch. Wir schicken keine österreichischen Guides um die Welt. Nur mit Menschen aus der Region können unsere Kunden (und wir selbst) in die lokale Kultur, das Brauchtum, die Kulinarik und ganz allgemein das Flair dieser Region eintauchen. Das kann niemand von uns ersetzen – und authentisch wäre es auch nicht. Oder willst du die Geschichte Georgiens von einem Österreicher erzählt bekommen?

Es kommt auch vor, dass wir nach ausgiebiger Recherche, oder gar nach einem ersten Besuch vor Ort, eine potentielle Reise wieder einstampfen. Das Ganze ist nicht nur die Summe der einzelnen Teile – es ist mehr, und wenn es für uns nicht stimmig ist, dann lassen wir es lieber weg.

Wachstum um jeden Preis?

Wir sind ein kleines Unternehmen – und das hat seine guten, wie auch schlechten Seiten. Aktuell, während Corona sein Unwesen treibt, finden wir es richtig gut. Denn niedrige Fixkosten ermöglichen es uns, flexibel zu reagieren und einfach mal den Pause-Knopf zu drücken, ohne große Konsequenzen spüren zu müssen. Einfach mal runterfahren und abwarten. Genau das ermöglicht es uns auch, Nein zu sagen. Ein Produkt nicht für „jeden Preis“ übernehmen zu müssen.

Andererseits wären wir natürlich gerne etwas größer – das gäbe uns die Möglichkeit, Produkte quer finanzieren zu können. Mal eine Reise durchzuführen, ohne die Mindestteilnehmerzahl erreicht zu haben und es mit anderen Einnahmen auszugleichen.

Und irgendwann werden wir diese Größe auch erreichen, aber alles zu seiner Zeit und auf die dann passende Art und Weise. Wir sind überzeugt, dass sich Türen dann öffnen, wenn man bereit ist, durch zu „radeln“.

Warum bieten wir Flugreisen an?

Eine gute Frage – über die wir lange nachgedacht haben und es immer wieder tun, denn nicht alle unsere Destinationen sind mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Ganz allgemein ist Reisen für uns ein unschätzbar wichtiges Gut. Etwas, das uns mit dem Rest der Welt verbindet und uns Einblicke in andere Kulturen ermöglicht. Ohne eine Kultur und deren Menschen zu spüren, zu atmen und sich eine Zeit lang in und mit ihr zu bewegen, können wir diese auch nur schwer verstehen oder akzeptieren. Nicht zu fliegen, oder allgemein nicht zu reisen, würde es uns schwer machen, für Anderes Verständnis oder Toleranz zu zeigen. Unsere Gesellschaft ist so schon ausreichend durch Vorurteile geprägt – mit dem Besuch anderer Länder kann man diese Vorurteile abbauen und dem oft daraus entstehenden Hass entgegen wirken.

Wir ganz persönlich halten Reisen – und für manche Länder kommt man um eine Flugreise nicht herum – für einen Schatz unserer Gesellschaft. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt wandert, wird mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für andere aufbringen können. Und das wiederum tut uns allen gut. Ein Flug an die Riviera, um zwei Wochen abgeschottet all-inclusive in einem 4*s-Hotel untergebracht zu sein, zählt aus unserer Sicht hier nicht dazu …

Nachhaltigkeit ist also vielseitig und kann weder mit klimaneutralem Reisen gleichgesetzt werden, noch mit dem Verzicht auf Reisen allgemein. Es gehört wie üblich mehr dazu – der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, der Verzicht, aber auch die Motivation hinter einer Reise sind nur ein paar Säulen der Nachhaltigkeit.

Man muss die Kirche im Dorf lassen

Bei all den Bemühungen von uns allen, wird es uns aber nie gänzlich gelingen, keine Spuren zu hinterlassen. Das wollen (und können) wir auch nicht behaupten – denn jedes Tun hinterlässt einen Fußabdruck. Unser Ziel ist es, diesen so klein wie möglich zu gestalten und ihn am richtigen Ort zu hinterlassen. Dabei zählen wir auf ein Miteinander mit allen Lebensraumpartnern – Reisen im Konsens mit ihnen zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass unsere Kunden in kleinen, tief in der Region verwurzelten Betrieben nächtigen, wir die großen Ketten der Bettenburgen meiden und wo auch immer möglich, wir tief in die dortigen Gepflogenheiten eintauchen.

Categories
Uncategorized

Camper Van Summit Meeting 2021

Und schon wieder ist was passiert … nämlich das nächste CVSM in St. Martin bei Lofer am wohl schönsten Campingplatz der Welt. Wir kommen immer wieder gern zum Grubhof: leckeres Essen, perfekt ausgestatteter Platz, energie-autarke und ökologische Versorgung und ein Chef, der sich auch mal unter Tom Öhlers Stollen legt.

Alle Jahre wieder zieht es uns von Graz in die Loferer Steinberge. Peter Draeger und Markus Ritter von Vans and Friends organisieren zahlreiche tolle Veranstaltungen und wir dürfen die lokalen Bike-Touren für interessierte Gäste führen. Mittlerweile würde ich uns schon als Locals dort bezeichnen – so langsam kennen wir alle Ecken und sind mit jedem Sten per Du. Neben unseren Touren gibt’s während des viertägigen Events aber auch anderes zu entdecken. Workshops zum Thema „Basteln am Bus“, „Kochen im Van“, Reisevorträge und viele individuell ausgebaute Vans zum Bestaunen stehen vor Ort. Zahlreiche Hersteller präsentieren ihr Produkte, vom SCA-Dach bis hin zu Reinigungsmitteln findet man hier alles.

Mit unserem Partner Crosscamp sind wir stets der Mittelpunkt am Gelände – nicht zu unrecht: mit sieben Fahrzeugen war das heuer eine ziemlich geniale Wagenburg. Und nachdem wir auch mal keine heftigen Regenfälle oder Sturmböen mit 140 km/h hatten, konnten wir dieses Setting auch so richtig genießen. Während der Herbst in den Höhenlagen schon Einzug hält, konnte man am Flussbett der Saalach mit der Badehose in der Sonne liegen. Und wird’s mal doch zu kalt, hilft die mobile Sauna mit Holzofen von Filmemacher Dominik weiter. 

Mit einer handvoll Treibholz kommt man darin schon heftig ins Schwitzen – und die Saalach kühlt uns wieder auf erträgliche Temperatur ab. Seit 2021 ist das Ufer „renaturiert“. Die bis letztes Jahr künstlich verbauten Ufer des Flusses wurden wieder in den Originalzustand versetzt. Nun gibt es flache und seichte Buchten für die Kleinen. Man kann Staudämme bauen und wird beim Baden nicht gleich von der nächsten Welle mitgerissen. Mehrere Kilometer wurden so wieder instand gesetzt – uns freut’s, die Natur wohl auch.

Zum Abschluss des CVSM gibt es wie immer einen Bauernmarkt und eine gemeinsame lange Campingtisch-Tafel vor dem Festival-Zelt. Leckere Marmeladen oder ein deftiger Hirsch-Leberkäse zum Frühstück – jeder wie er mag …

Wir kommen wieder – bis nächstes Jahr in St. Martin bei Lofer.

Categories
Uncategorized

Übungsleiter Alpenverein

Es wird mal allerhöchste Eisenbahn, euch ein wenig über unsere Arbeit beim Österreichischen Alpenverein zu erzählen … seit vielen Jahren sind unsere Bikefex-Guides fixer Bestandteil des Lehrteams „MTB“ und bilden gemeinsam mit Anderen die zukünftigen Übungsleiter Mountainbike aus. Was ist das und was macht so ein Übungsleiter bzw. eine Übungsleiterin?

Der Alpenverein ist in zahlreiche Sektionen gegliedert – die Arbeit dort ist ehrenamtlich aufgebaut und viele Mitarbeiter bzw. Funktionäre gestalten das Sektions-Leben ganz individuell nach den Bedürfnissen ihrer Mitglieder. Der Wunsch des Hauptvereins ist es, allen aktiven TourenführerInnen den Zugang zu Ausbildungen zu ermöglichen. So wird langfristig die Qualität des angebotenen Programms gesichert und den Alpenvereins-Mitgliedern in ganz Österreich tolle Aktivitäten sowie Kurse geboten.

Eine dieser Ausbildungen ist jene zum Übungsleiter bzw. zur Übungsleiterin. Wir haben die Inhalte dieser Ausbildung auf die Bedürfnisse unserer „Bergler“ angepasst. Dabei konzentrieren wir uns auf die Themen Führen/Leiten, Fahrtechnik und Sozialkompetenzen. Seit 2020 gibt es den ÜL 2.0, einen Tag länger und mit voller Akku-Power gefüllt. Ein moderner Übungsleiter, so finden wir, muss sich auch mit dem Thema e-MTB auseinander gesetzt haben. Außerdem können wir so Vorurteile abbauen und ein Verständnis für ein weiteres Genre des Bike-Sports entwickeln. Wie wir stets zu sagen pflegen: „Wer über’s e-MTB schimpft, ist noch nie mit einem gefahren“.

So auch diesmal wieder beim Kurs in Bad Kleinkirchheim. Der Tag konnte mit den riesigen Akku-Kapazitäten flexibel gestaltet werden. „Nochmal schnell zu diesem Trail rauf?“ … alles klar, los geht’s. Bis auch das letzte Elektrönchen aus dem Akku gepresst ist. Neben einem vollen Fahrtechnik-Programm mit methodischem Aufbau, um es auch weitergeben zu können, werden die Teilnehmer auch über Recht und Haftung aufgeklärt. Ein anstrengender Brocken, ganz speziell in Österreich. Doch wir zaubern danach auf den Trails rund um die Kaiserburg-Bahn gleich wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Abgerundet wird diese Woche mit Inhalt zum Notfall-Management, einem Reparatur-Workshop und viel Input aufgrund der dutzenden Fragen die auftauchen. Für uns ist es immer wieder erstaunlich, wie divers die einzelnen Zugänge zum Mountainbike-Sport sein können. In dieser Woche erleben wir so viele unterschiedliche Facetten und Geschichten – es gilt die Lauscher ganz weit aufzusperren, über den eigenen Tellerrand zu blicken und versuchen, die Position seines Gegenübers einzunehmen. Man entdeckt immer wieder eine neue Welt – obwohl wir alle am gleichen Esel sitzen. Schön, wie verschieden wir alle sind.

Es ist uns daher allemal ein inneres Blumen-Pflücken, unsere Leidenschaft für’s Biken weitergeben zu dürfen. Und so freuen wir uns bereits auf den nächsten Kurs in Saalbach.

Categories
Uncategorized

#euronauten

Seit nunmehr drei Jahren zieht es uns privat und auch beruflich nicht mehr allzu weit weg. Das kleine Abenteuer vor der Haustüre ist für uns mindestens genauso reizvoll, wie ein Aufbruch in das Unbekannte in fernen Regionen. Der Schritt weg von bekannten Pfaden, hinein in eine andere Welt, unweit des heimatlichen und sicheren Hafens, hat es uns angetan. Die Scheuklappen ablegen und die altbewährten Plätze, die man schon so oft besucht hat, neu zu entdecken treibt uns an. Ein Blick zur Seite, nach oben oder unten, bringt neue Erkenntnisse an jedem Ort. Diese neuen Blickwinkel hat uns nicht zuletzt unser zweijähriger Sohn Raphael „geschenkt“. Die einkehrende Langsamkeit (meistens, denn er ist mittlerweile richtig schnell), schafft Zeit zum Beobachten, zum Zuhören und „in-sich-aufsaugen“.

Ein Sommer wie damals

Dieser Sommer ist anders als jener von damals, ja eigentlich anders als jeglicher Sommer bisher. Doch für uns bedeutet es eine Rückkehr zu den Wurzeln unserer Homebase. Reisen ist nach wie vor nur eingeschränkt möglich, und für uns persönlich stets mit einem mulmigen Gefühl in der Magen-Gegend verbunden. Kommen wir ohne Quarantäne wieder zurück? Ist die Situation am geplanten Reiseziel tatsächlich so, wie in den Medien dargestellt? Die eigenen internationalen Bike-Reisen diesen Sommer/Herbst haben wir längst abgesagt und das wiederum gibt uns Raum für unser eigenes Tun. Also wo soll es diesen Sommer nun hingehen?

Wir entscheiden uns für eine Runde im Osten und in der Mitte Österreichs. Klingt langweilig? Fehlanzeige. Hier gibt es so viele Plätze, die seit Jahren auf unserer ToDo-Liste stehen. Vieles, dass wir mal nur im Vorbeifahren gesehen haben. Aber auch Plätze, die wir als Kind besucht hatten und es wieder mal an der Zeit ist, die Erinnerung aufzufrischen. Freunde und Bekannte, bei denen ein Besuch schon lange überfällig ist, werden nun abgegrast.

#euronauten

Und dann kommt Peter. Während wir so über die ersten Ziele grübeln, noch im Ungewissen was diesen Sommer überhaupt möglich sein wird, ruft uns Peter Draeger an. „Er habe ein Projekt für uns“ … da hatte er mich schon. Für Peter durften wir 2019 die Bike-Touren beim Camper Van Summit Meeting in St. Martin bei Lofer guiden. Ein absolut tolles Event, liebe Menschen und eine super Stimmung. Da war klar, auch sein neues Projekt kann nicht von schlechten Eltern sein.

Als Teil der #euronauten dürfen wir nun durch das Reiseland Europa cruisen und unsere Eindrücke in Film und Bild festhalten. Aber halt: wie war das nochmal mit #urlaubdaheim? Für uns beginnt Europa an der Türschwelle. Oder noch weiter „drinnen“, denn wir alle sind Europa. Der Schmelztiegel in der Mitte der Weltkarte ist unsere Heimat. Vom Norden Skandinaviens bis hin zur Ferse des italienischen Stiefels. Ein buntes potpourri an Menschen, Kulturen, Traditionen, Lebensweisen und Landschaften. Genau jene Vielfalt, die wir in Österreich selbst auch haben. Im kleinen Rahmen quasi. Wir sind ein Zuwanderer-Land, schon immer gewesen, und werden es auch immer sein. Eine bunte Mischung aus vielen Ländern im Osten und aus Mitteleuropa.

Wir haben Europa im Kleinformat also tatsächlich vor der Haustüre – nix wie los auf Entdeckungsreise. Das eigentlich Projekt ist für die CMT, die Urlaubsmesse in Stuttgart. Mehrere Euronauten sind bereits unterwegs, und wir freuen uns, ein kleiner Teil davon zu sein. Unter dem Motto #EURLAUB sammeln wir unsere Eindrücke und am Ende des Jahres werden diese in einen Imagefilm gepackt. Die volle, geballte Ladung Europa.

Los geht’s

Nachdem wir selbst noch keinen eigenen Bus, Van oder ein Wohnmobil haben, hilft uns auch hier Peter weiter. Nun dürfen wir einen Crosscamp für das nächste halbe Jahr unser eigen nennen. Ein Alltagsfahrzeug mit Camping-Ausrüstung. Auch das passt für uns wie die Faust auf’s Auge – denn unsere Reise in Klein-Europa wird ganz den Bedürfnissen Raphaels und den Vierbeinern in der Familie angepasst. Wird es ihnen zu viel, sind wir in wenigen Stunden wieder zuhause und machen Urlaub vom Urlaub. Das Fahrzeug darf dann wieder als Arbeitsgerät herhalten bis es wieder auf Reisen geht.

In den folgenden Wochen und Monaten werdet ihr hier also ein wenig über unsere eigenen Reisen in unserer Heimat erfahren, auch abseits des Mountainbikens. Alles andere hat inzwischen mehr oder weniger Pause und wir wünschen allen einen tollen Sommer. Bleibt gesund, und bis bald.

Categories
Uncategorized

Kinder Touren-Woche 2020

Unsere Kinder-Tourenwochen, ein Wunschkonzert?

Ja und nein. Wir haben schon so unsere Pläne mit den Kindern für diese Woche, aber wenn Wünsche geäußert werden und es zum Programm und zur Gruppe passt, dann bauen wir das natürlich ein – klarer Fall von Wurlitzer.

Davor kommt allerdings schon so etwas wie das Pflichtprogramm: Bike checken und die wichtigsten Fahrtechnik-Fertigkeiten überprüfen. Danach mal ab ins Gelände, und zwar so richtig. Wir wollen einfach genau wissen, was wir mit den Kids machen können. Was ihnen zuzumuten ist, wie fit sie sind und vor allem auch: was ihnen Spaß macht. Und sie wollen es auch wissen, von Anfang an, jedes Detail. Eine unserer großen Herausforderungen besteht also stets darin – die Kinder gerade soweit zu bremsen, dass sie Spaß haben aber sich nicht überfordern. Sie sollen sich irgendwo in ihrem ganz persönlichen Flow-Kanal wiederfinden.

Jährlich grüßt das Murmeltier

Erfreulicherweise erübrigt sich bei einigen Kindern das Kennenlernen, da wir bereits etliche Stammgäste aus den Kinderwochen der letzten Jahre haben. Immer wieder ist die schönste Bestätigung für uns, dass es vielen Mädchen und Buben bei uns so gut gefällt, dass sie uns nun schon über mehrere Jahre treu bleiben.

Trotz der vielen Dinge die an Tag Eins zu tun sind – und die Corona-Pandemie macht das nicht gerade einfacher – vermitteln wir bereits den Touren-Charakter dieser Woche. Gegessen wird unterwegs, wo auch immer uns der Trail hin führt. Immer wieder sprechen wir über Kenntnisse und Erfahrungen, die die Jugendlichen für künftige, eigene Unternehmungen brauchen. Da wird dann nicht nur das eigene Rad überprüft und kleine Defekte selber repariert, sondern auch die Landkarte genauestens unter die Lupe genommen, besprochen wo wir uns gerade befinden und wohin es weiter geht. Viele bringen da schon beachtliches Vorwissen mit, überhaupt hat jede/jeder so sein persönliches Spezialgebiet und natürlich. Wir geben ihnen Raum, uns all ihr Wissen mitzuteilen um aktiv an der Woche mit gestalten zu können. Den Geschichten der jungen Radlerinnen und Radler zuzuhören halten wir übrigens für ganz wichtig, es schafft Vertrauen, macht ihnen den Kopf frei und so können sie die Trails in vollen Zügen genießen. Mut zur Verantwortung. Weg von der Bewahrungs-Pädagogik, zur Bewährungs-Pädagogik. Zwei kleine Striche, die einen großen Unterschied für uns ausmachen. So arbeiten wir auch beim Alpenverein, und das risflecting-Prinzip von Gerald Koller und des risk’n fun Teams hat uns schon mehrmals die Augen geöffnet.

In den weiteren Tagen folgt ein buntes Programm an unterschiedlichen Touren. Das beginnt mit leichten Wegen und geht über künstlich errichtete Bike-Strecken hin zu technischeren Trails mit einem Hauch von alpinem Flair. Auf jeden Fall sorgen wir für Abwechslung und dazu gehört unter anderem auch, die besten Eis-Geschäfte der Umgebung zu testen. Soll ja nicht zu einseitig werden das Ganze.

Trotz unserer Touren-Reichweite halten wir die logistischen Anforderungen für die Eltern so klein wie möglich. Wie wir das machen? Wir fahren mit dem Zug. Die Kinder freut’s, Zugfahren in der Gruppe macht einfach Spaß und ist für viele schon ein Abenteuer für sich.

Als Abschluss der Woche planen wir ein waschechtes Gipfelkreuz mit richtig tollem Panorama ein. Das haben sich die Mädels und Buben redlich verdient und genießen es auch entsprechend. Auf die höchsten Gipfel folgt natürlich auch die längste Abfahrt, mit allem was die Natur zu bieten hat. Lauschige Wiesenwege, tiefe Schotter-Abschnitte, kurze Steilstücke und mäandernde Hohlwege. Natürlich alles im Rahmen der Fertigkeiten der Kids, die üblicherweise im Laufe der Woche fahrtechnisch enorm ansteigen.

Trotz aller Begeisterung freuen sich die Kinder am Ende dieser doch sehr fordernden Woche auf etwas Erholung. Erschöpfte, glückliche Kinder bedeuten aber auch ruhige Abende für die Eltern – ein recht angenehmer Nebeneffekt wie wir finden. Oder wie seht ihr das?

Bis 2021, wir freuen uns schon wieder …
Axel, Ute und das Bikefex-Team

Anmeldung zum Bikefex Newsletter ...

Kinder Touren-Woche 2020

Über dein Bike