Schon von mehr als 15 Jahren haben uns die Julischen Alpen, insbesondere die Berge rund um die türkis schimmernde Soca, magisch in ihren Bann gezogen. Mit dem dem Bike über die Trails der slowenischen Bergwelt, zu Fuß durch den Triglav Nationalpark und auf den gleichnamigen, höchsten Berg Sloweniens, oder mit der Badehose in eine der zahlreichen Gumpen der Soca-Schluchten. Und nicht zuletzt haben wir hier unsere Hündin Rika gefunden. Für uns also allerhöchste Eisenbahn, eine Mountainbikereise durch diese beeindruckende Welt südlich des Alpenhauptkamms zu entwickeln.
Die Bikestrecken westliche der Soca kennen wir schon gut, und östlich davon ist Mountainbiken im Nationalpark verboten. Dazu kommt, dass es im August an der Soca vermutlich nicht gerade ruhig zu geht. Also starten wir im Kanaltal bei Ugovizza. Zuvor noch ein Espresso-Stop bei Dawit in Tarvisio und kurze Zeit später kurbeln wir zum ersten Ziel. Von der Grenze Österreichs bergab nach Camporosso zu Kaffee und Panini. Nochmal ein Ein-Euro-Espresso und wir wissen mit Gewissheit: der Urlaub kann beginnen.
Wir reisen weiter ins Val Resia. Die Regenwolken vom ersten Tag sind weitergezogen und strahlender Sonnenschein begleitet uns am Weg gen Süden durch das Kanaltal. Im Resia Tal haben wir uns bereits einen Stellplatz am Fluss ausgesucht und als Abwechslung zum flowigen, mit viel Waldboden versehenen Trail des ersten Tages, wird’s heute steiniger. Wir haben uns Begleitung von unserem Freund Role und seinem Defender geholt – so können wir bei der Hitze den einen oder anderen Höhenmeter per Shuttle-Service überwinden. Und wo der Defender hinkommt, kann der Crosscamp schon lange rum.
Espresso gibt es überall
Wir entscheiden uns für eine Tour nördlich des Tals. Bereits kurz vor dem Gipfel fällt uns immer wieder ein kleines Biwak entlang des Kamms auf. Unsere Route führt zwar nicht direkt dorthin, aber einen kurzen Abstecher lassen wir uns nicht nehmen. Es entpuppt sich als Glücksgriff. Eine kleine Quelle unweit des Ricovero lässt die Luft aus unseren leeren Wasserflaschen und füllt uns selbst mit neuer Energie. Im Biwak gibt es zur Überraschung eine Bialetti, Illy-Kaffee sowie einen Gaskocher. Eine Hüttenspende unsererseits inklusive. Wer braucht schon Wasser, wenn er Kaffee hat … Die Abfahrt führt uns wieder direkt zum Stellplatz am Fluss. Den Abend lassen wir bei Pasta und einem Glas Rum ausklingen.
Enduro-Spaß bei Gemona
Schon lange hören wir von den Trails am Monte Cuarnan in Gemona. Unser nächster Stop am Ende des Kanaltals ist somit klar. Am Gipfel thront das Kirchlein Cristo Redentore, welches sich auf den Überresten einer älteren Kapelle befindet. Der Ausblick macht Lust auf mehr, und so versinken wir, über der Karte grübelnd, schon wieder in Gedanken an weitere Bikeabenteuer in den umliegenden Bergen. Doch zunächst wartet eine endlose, teils technische, teils sehr flowige Abfahrt nach Gemona. Doch wir haben Zeit – die Pizzeria unserer Wahl öffnet erst um 18 Uhr. Und ohne Pizza verlassen wir Italien bestimmt nicht.
Hochalpines Abenteuer und Bike-Park
Bevor wir uns durch das Socatal wieder Richtung Norden machen, steht der kleine Bikepark Robidišče am Trail-Speiseplan. Auf einer Passhöhe, in einem Grenzort zu Italien mit nur 16 Häusern, haben sich motivierte Biker gefunden und gemeinsam ein Hotel, Appartments, sechs unterschiedliche Trails, ein Restaurant und einen Shuttle-Dienst geschaffen. Und das ganze am Ende der Welt – oder am Anfang, alles nur eine Frage des Blickwinkels. Der Weg dorthin lässt allerdings tatsächlich nicht vermuten, noch auf Menschen, insbesondere auf ein Trail-Center zu stoßen. Doch der Schein trügt, und nach mehreren Stunden Shuttle-Action auf den wirklich perfekt angelegten Trails und Kalorien in Form von slowenischen Spezialitäten, stürzen wir uns in die Fluten des angrenzenden Flusses Nadiža.
Nach einem Tag im Wald sehen wir uns aber nach Weitblick. Durch das Socatal geht es weiter zu unserem nächsten erhöhten Schlafplatz. Wir überblicken die tiefen Einschnitte die der Fluss hinterlassen hat und schlafen, nach einem weiteren Glas Rum, zufrieden unter den Sternen ein. Am nächsten Tag geht es früh raus – wir wollen die erste Gondel am Kanin bei Bovec erwischen. Von slowenischer Seite rauf ins Kanin-Gebirge, eine kurze Tragepassage, Grenzüberschreitung nach Italien, 1.000 Tiefenmeter auf technisch anspruchsvollem Trail, Espresso und Panini – what else, mit der Sella Nevea Gondel von der anderen Seite wieder rauf, eine etwas längere Tragepassage und zurück nach Bovec. Im oberen Teil fordernd, unten im Wald schon fast wie eine Murmelbahn. Man hört die breiten Grinser der Biker beinahe, und bevor uns der Trail im Trubel von Bovec ausspuckt, haben die Locals noch ein paar Sprünge und andere Hindernisse eingebaut. Ein grandioser Abschluss einer gelungenen Bikereise.
Wir kommen mit ausreichend Trails im Gepäck nach Hause und feilen jetzt mal am Gesamtprogramm. Doch auch wir Bikefexen brauchen mal eine Pause. Wir rollen also am letzten Tag gemütlich auf die Montasch-Alpe, genießen die kühle nächtliche Luft und lassen tags darauf die Bikes am Crosscamp. Zu Fuß und mit einem Klettersteig-Set im Rucksack möchten wir auf den Jof die Montasio. Die Steinböcke hier sind zutraulich, und man muss sich seinen Platz am Wanderweg schon mit Nachdruck erkämpfen. Wir überblicken die Julischen Voralpen ein letztes Mal, von Nord bis Süd, entlang unserer zurückgelegten Route und freuen uns auf ein Bike-Abenteuer im nächsten Jahr.