Categories
Uncategorized

Alles Marille, oder was?

Eigentlich möchten wir an diesem verlängerten Wochenende eine Gravel-Tour erkunden. Von Zell am See bis nach Bratislava soll die Reise gehen. Nachdem das Wetter allerdings nicht ganz so verheißungsvoll vorhergesagt wird und der Gravel-Wunsch jenem einer Rennrad-Tour wich, fahren wir die Strecke kurzerhand mit dem Auto ab. Um sieben Uhr morgens in Graz bei strömenden Regen, sind wir ohnehin heilfroh über das beheizbare und vor allem wasserdichte Gefährt.

Also besser die Mountainbikes einpacken und zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Denn die Route führt über die Wachau – und genau dort ist auch unser erstes Etappenziel veranschlagt. Wir möchten zu Martin Samek, Betreiber des Gästehauses Ad vineas, aber auch stolzer Obmann des Vereins Trailwerk Wachau. Spät abends kommen wir an. Unsere Bewegungen vom langen Sitzen mittlerweile sehr eingeschränkt, freuen wir uns über den herzlichen Empfang. „Na, wie war die Anreise von Graz?“ werden wir gefragt. „Gut, etwas lang über Zell und den Königssee, aber gut.“, kontern wir.

Es kommt schon öfters vor, dass sich Leute hierher verfahren, aber das liegt meistens daran, dass es ein paar Stunden Autofahrt von der Wachau entfernt ebenfalls einen Ort namens Mautern gibt. Wir haben uns zwar nicht verfahren, aber ob der lange Tag ganz richtig war, das lassen wir mal offen …

Dem Himmel sei dank

Der nächste Tag wird gut, zumindest sagt das unser Wetter-Dienst. Also raus aus den Federn und ab zum Frühstück. Hier startet man mit einem starken Kaffee, Unmengen an Marillen-Marmelade und Wachauer Weckerln in den Tag. Darüberhinaus das leckerste Brot, das ich je gegessen habe. Mit Nüssen und getrockneten Marillen, mjam. Sind wir im Himmel?

Fast – aber wir kommen ihm heute ein ganz kleines Stückchen näher. Das Trailwerk Wachau hat nichts mit der Produktion von Marillen oder der Pflege des Welterbe-Steiges zu tun. Hier geht’s um Bike-Trails, und zwar viele davon.

Auch hier wurde es auf den Trails rund um das Stift Göttweig langsam eng – immer mehr Wanderer, Biker und wer sich sonst noch aller auf den Wegen herumtreibt. Anstatt rigoros zu sperren, wie es sonst in Österreich üblich ist, hat sich das Stift ein Herz genommen und „seinen“ Berg für den Trailbau freigegeben. So entstand der Verein, der sich den Bau von sechs Trails als Ziel setzte und nach der ersten Bau-Saison mit elf in den Sommer startet. Quasi fast verdoppelt. Bei uns kommt Vorfreude auf.

Elfer raus

Wir starten nun gen Himmel. Wobei die Trails ja von oben runter führen – aber wo das endet, das dürfen sich unsere klerikalen Freunde untereinander ausmachen. Für uns auf alle Fälle in der nächsten Runde uphill. Elfer raus, heißt ein allseits beliebtes Kartenspiel, und auch wir wollen heute alle elf erkunden. Der Vortag sitzt allerdings noch tief in den Knochen und so müssen wir feststellen, dass man sich sogar auf einem so kleinen Hügel mehr als einen Tag austoben kann.

Anstatt in der Hölle, spucken uns manche Wege direkt bei den regionalen Küchen-Schmankerln der Region aus. Am besten schmaust man hier am Fuße des Berges im Gasthof Schickh in Klein Wien … auch wenn man so manchen Mundl hier antrifft, mit der Stadt selbst hat dieses verschlafene Nest nichts zu tun. Vielmehr kommt der Name aus dem althochdeutschen und bedeutet „Wihen“ oder „Weihen“. Kaum verwunderlich, unterhalb des Stiftes Göttweig. Von außen wirkt es eher traditionell rustikal, betritt man den Gastraum, wünscht man sich schnell einen Anzug bzw. Abend-Garderobe. Doch auch mit Short und verschwitztem Helm ist man hier gern gesehener Gast. Und hab ich schon erwähnt, das Spargel-Zeit ist? Mjam … Himmel.

Trail-Dorado

Die Trails sind sehr divers, so wie die Vegetation am Berg selbst. Föhren-Wälder und trockener Untergrund wechseln mit satt-grünem Laubwald und erdigen Trails. Auch die Schwierigkeit der Trails lässt keine Wünsche offen. Leicht und flowig, steil und verblockt mit natürlichen Wegen und speziell geschaffenen Hindernissen. Eine gute Mischung. Ach ja, hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Wachau eine der bekanntesten Wein-Regionen Österreichs ist? Mjam … gelber Muskateller. Aber bitte nicht mischen!

Radius erweitern

Nach einem fürstlichen Abendmahl, was sonst, fallen wir erneut hundemüde ins Bett. Davor ein kurzer Saunagang und wir sind streichfähig. Der nächste Tag führt uns ins Umland von Krems. Gleiche mehrere Aussichtspunkte entlang der Donau geben die Route vor. Wir kurbeln durch karges und trockenes Weinbaugebiet, Föhren säumen den Weg, alte Rieden werden wieder kultiviert und stets dominiert die Donau das Blickfeld. Richtung Norden erreichen wir alsbald ein Hochplateau und den geographischen Übergang ins Waldviertel – ganz plötzlich ist der Untergrund nicht mehr staubig, die Föhren sind den Eichen gewichen und wir stehen mitten in einem Acker.

Uns zieht es wieder zurück zur Donau. Abwechslungsreiche Trails bringen uns ins Tal. Ein kurzer Espresso und schon geht’s hoch zur nächsten Warte. Viele Höhenmeter am Stück kann man hier im Hügelland nicht machen, dafür ist es möglich, beliebig viele Trails aneinander zu reihen bis die Kräfte schwinden. Unsere tun das recht bald – wir sind es nicht gewohnt, ständig auf und ab zu fahren. Mir persönlich wäre ein super langer Aufstieg und eine ebenso lange Abfahrt danach am liebsten. Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben, auch nicht hier im Himmel. Für den früh-saisonalen Start in die Bike-Saison aber definitiv perfekt.

Der Hunger nagt, also schnell zurück zum Bäcker, Kalorien-Nachschub besorgen. Der hat allerdings bereits geschlossen und so entschließen wir uns kurzerhand, nach Krems zu radeln. Essen hat Priorität, sonst geht da gar nichts mehr. Der Unimarkt am Stadtrand wird überfallsartig betreten und kurz darauf sitzen wir glücklich am Straßenrand. Der Tag klingt mit Warte drei aus – ein weiterer toller Singletrail und ein allerletztes Mal durch die Weingärten zum Donauradweg. Der ursprüngliche Plan, ohne den Zwischenstopp im Unimarkt, hätte uns nach Spitz gebracht und mit dem Schiff über die Donau nach Hause. So kurbeln wir eben selber, natürlich mit Gegenwind, das Stückchen zum Gästehaus. Gelber Muskateller, Brau Schneider IPA, Marillen-Marmelade, Sauna und Gute Nacht.

Vielen Dank an Elisabeth und Martin für die herzliche Gastfreundschaft und den Einblick in „eure Wachau“. Wir kommen definitiv wieder. Doch jetzt heißt es, die Rennrad-Tour fertig auszukundschaften. Also machen wir uns auf Richtung Wien, Bratislava und endlich wieder heim nach Graz – ein wenig Umweg hat noch nie geschadet.

Categories
Uncategorized

Kinder MTB Camp

Kinder-Mountainbike-Wochen in einem der heißesten Sommer, die wir bisher erlebt haben – eine ganz besondere Herausforderung.

Aber nicht nur wegen der Temperaturen war unser Guide Axel vor dem Start etwas aufgeregt. Einerseits war da die Vorfreude auf viele bekannte Gesichter, andererseits die Sorge, wohl ja nichts vergessen zu haben – Spiele, Trails, Verpflegung und was weiß man sonst noch alles. Wobei der Begriff „alte Bekannte“ bei Kindern eigentlich nicht ganz so passend ist *g*.

Vollgepackt mit tollen Sachen …

Dann endlich waren alle da und motiviert wie noch nie. Da wurde von der ersten Minute an probiert, Hindernisse erschaffen und wieder probiert als ob alles am ersten Vormittag passieren muss. Vor unserer ersten Ausfahrt mussten aber unbedingt noch ein paar uncoole aber wichtige Dinge erledigt werden. Bike-Check zum Beispiel oder das „in der Gruppe fahren“ üben. Die Kinder waren stets bei der Sache und so ging’s dann alsbald zu den ersten Trails.

Da unsere Guides gut eingespielt waren, konnten wir uns wunderbar auf die Kinder und ihre Stärken bzw. Bedürfnisse konzentrieren. So bekamen die größeren Kids genug Gelegenheiten, an ihren Skills zu feilen und um sich auszupowern, und mit den kleineren wurde dafür auch des Öfteren mal ohne Rad die Natur erkundet. Man glaubt ja nicht, was es am Wegesrand so alles zu entdecken gibt. Immer wieder trafen sich die Kindergruppen zwischendurch und hatten Spaß bei einer gemeinsamen Rast.

Wasser Marsch

Haben wir schon erwähnt, dass wir von den Kindern total begeistert sind? Abgesehen davon, dass sie nämlich durchwegs toll mit ihren Bikes umgehen konnten, gingen sie auch sehr rücksichtsvoll miteinander um. Unser Programm haben wir täglich auf Kinder und Wetter angepasst, eine Woche im Hochsommer ist lang. Gott sei Dank gab es in den Wäldern rund um Gratwein genügend Plätze, die auch gegen Mittag noch angenehm kühl waren. Auch an einigen Wasserstellen kamen wir manchmal ganz „zufällig“ vorbei und bei der einen oder anderen Wasserschlacht waren die Anstrengungen davor ganz rasch vergessen.

Apropos vergessen – wir konnten es kaum glauben, dass nach den Mittagspausen immer die kleinsten als erste wieder aufs Rad wollten. Manchmal mussten wir eine Mindestpause nach dem Essen „verordnen“. Und das obwohl die Kinder Vormittag teilweise wirklich unermüdlich geübt haben – Wanderwege fahren, anstrengendes Bergauffahren, Steilhänge, Vorderrad heben, Dirtpark, Parcours fahren, Sprünge, Kamelbuckel, Lenktechnik, Hinterrad versetzen, Pumptrack, Hindernisbahn selber bauen, Kurventechnik und, und, und.

Haben wir schon erwähnt, dass wir von den Kindern total begeistert sind?

Ein Bike-Ausflug muss her

Irgendwann in dieser Woche wurde dann die Idee geboren, mit den Fortgeschrittenen im Herbst noch einen privaten Bike-Ausflug zu unternehmen und der war dann für uns alle noch das kleine i-Tüpfelchen auf diesem Kinder-Bike-Sommer. Ach ja, haben wir schon erwähnt, dass wir von den Kindern total begeistert sind? Ich glaube schon. Aber Axel ist auch von unseren anderen Guides immer wieder beeindruckt, denn genauso unterschiedlich wie die Kinder sind auch ihre Begleiter – vom Bike-Park-Pro über den Turnlehrer und den Alpin-Pädagogen bis hin zum Bike-Artisten hatten wir alles parat – und das hat sich wunderbar ergänzt. Für die Kids hat das in erster Linie eines bedeutet – nämlich viel Spaß.

Ein großes Dankeschön gebührt natürlich auch den Eltern, dafür, dass sie ihren Kindern Raum geben, sich so zu entwickeln und dafür, dass sie sie uns anvertraut haben. Jedenfalls freuen wir uns schon unheimlich auf den Sommer 2019 …

Categories
Uncategorized

Wexl-Trails mit den Kids

Bike-Park Kids-Day am Hochwechsel

Motiviert durch den überbordenden Tatendrang der Kinder bei unseren Gratweiner Kinder Mountainbike-Wochen entstand die Idee, eine Anschluss-Veranstaltung zu organisieren. Wir waren uns in Windeseile einig, dass es für einige Kids bestimmt enorm lustig wäre, einmal etwas Bike-Park-Luft zu schnuppern.

Die Wexl-Trails in Niederösterreich, bereits 2017 eröffnet, haben in diesem Jahr ihr Angebot genauso erweitert, wie es für unsere Bedürfnisse passend war.
Natürlich haben wir uns die Gegend vorab genauestens angesehen. Die Leih-Ausrüstung war reserviert und so konnte eigentlich schon nichts mehr schiefgehen. Aber wie es manchmal eben so ist, konnten zwei der Kinder leider nicht mitkommen – ein Virus hat sie ans Bett gefesselt. Zum Glück wird’s unsere Mountainbike-Wochen so wie auch die Wexl-Trails auch 2019 wieder geben …

Aufgewärmt und aufgeregt

An einem spät-sommerlich kühlen Samstag in aller Früh war es dann endlich soweit – Abfahrt. Fünf Burschen und ein Mädchen wurden samt Rädern auf zwei Autos aufgeteilt und los ging’s. Auf elterliche Hilfe wurde bewusst verzichtet. Zum einen um den Eltern auch mal einen schönen Tag alleine zu ermöglichen und zum anderen um den Kindern ein entspanntes Erlebnis mit Gleichgesinnten zu bieten.

Zwei Stunden später standen wir dann alle am Trail – aufgewärmt und aufgeregt. Zum Einfahren und Auflockern ein paar Male durch das Übungsgelände namens „Skills-Area“ gefegt, shuttelten wir zum Einstieg der Flow-Line. Trail-Regeln Punkt für Punkt durchgegangen und abwärts ging’s. Und da war sie dann wieder, die Einsicht, dass ein paar von den Kids extrem entspannt mit ihren Bikes umgehen – einfach cool, denen zuzusehen. Wir mussten deshalb auch nicht viel erklären, intuitiv machten die Kinder bereits beim ersten Run schon fast alles richtig. Immer wieder Verschnaufpausen einlegen, das war das Einzige was unbedingt notwendig war, denn es war total anstrengend – obwohl es nur bergab ging *g*.

Flow-Erlebnis

Kleinere Tipps von uns wurden ohne Mühe umgesetzt und so konnten die Kinder nach kurzer Zeit den Flow genießen und sowohl den leichteren Flow-Trail, als auch den deutlich schwereren Single-Trail voll auskosten. Mit jedem Zwischenstopp wurden die Grinser in ihren Gesichtern breiter. Und unsere natürlich auch. Genau das war es, was wir uns wünschten.

Mission accomplished …

Der Tag verging leider viel zu schnell. Für einige dauerte die Heimfahrt mit dem Auto sogar nur einen gefühlten Wimpernschlag – subjektiv war es doch merklich ruhiger als bei der Hinfahrt. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass …? Ach, das ist eine andere Geschichte *g*.

Wir sehen uns im nächsten Sommer, Axel Berger.

Categories
Uncategorized

Enduro-Trip durch die Pyrenäen

Allerheiligen, hier in Österreich hat’s unübliche 20°C über Null. Das Mountainbike wurde nochmal aus dem Keller ausgegraben und die fertig präparierten Skier wieder in der Tasche verpackt. Wir haben nämlich andere Pläne. Noch einmal im Jahr soll es auf Reise gehen. Unser Ziel sind die Pyrenäen. Schon lange geplant, immer wieder gescheitert.

Anfangs mussten wir die Reise aufgrund beruflicher Kollisionen verschieben. Irgendwann hatte dann die Großtante 3. Generation ihren halb-runden Geburtstag, später wurde bei der Katze Zahnfleisch-Bluten festgestellt und ein weiterer Abflug wurde aufgrund des epidemiologischen Männer-Schnupfens und der Unmöglichkeit, die eigenen vier Wände zu verlassen, abgeblasen.

Aber nun ist es soweit – und wie es Kinderzimmer Productions in ihrem Song Doobie schon richtig erkannt haben: Heute wird es nicht auf unsere Parade regnen. Die netten Leute werden wir bestimmt auch treffen, aber ob es Mitte November auf der Sonnenseite wohl noch schneefrei ist?

Pyrenäen, Katalonien und sehr verwirrende Grenzen

Im Landeanflug nach Barcelona wird uns das Ausmaß des Winter-Einbruchs erstmals bewusst. Die Gipfel der Pyrenäen sind längst in weiß gehüllt. Allerdings beschränkt sich der Zuckerguss tatsächlich auf die hochalpinen Regionen und wir sind voller Zuversicht, hier noch ausreichend schneefreie Touren zu finden.

Als wir voll bepackt wie Lastenesel aus dem Terminal schreiten, suchen wir gleich nach zwei Dingen. Erstens, etwas Essbares – der Hunger ist groß, das kommt davon, wenn man mit Billig- Airlines unterwegs ist, die mittags kein Menü servieren. Zweitens halten wir Ausschau nach Ian, unserem Gastgeber und Guide für die kommenden 7 Tage. Neben dicht aneinander gedränten Anzugträgern mit Krawatten, sehen wir in der Ferne jemanden in Outdoor-Kleidung. Aufgescheucht wie ein wildes Reh, ist auch er auf der Suche nach uns. Angesichts unserer Bike- Koffer kein allzu schwieriges Unterfangen. Sandwich, Kaffee und Süßes für Danach unter’m Arm geht’s ab zum Van und weitere drei Stunden zurück nach Frankreich in unsere Unterkunft, das „Mouli del Riu“.

Chambre et tables d’host

Mein französisch lässt zu wünschen übrig und so braucht es mehrere Tage, bis ich mir diesen Satz endgültig eingeprägt habe. Dahinter steht ein französisches Prinzip der Hotellerie. Die Gastgeber sitzen abends mit ihren Gästen gemeinsam beim Dinner am Tisch. Nach unserer Fahrt, vorbei am berühmten Kloster Montserrat und hoch in die Pyrenäen, wird uns klar: „Für Unterhaltung ist abends definitiv immer gesorgt.“ Ian kennt die Gegend, deren Geschichte und viel Heiteres aus seinem Guiding-Leben. Wir sind gespannt, was er so zu erzählen hat.

Für heute sind wir mit einem Abendessen und dem Gute-Nacht-Bier mehr als zufrieden und fallen hundemüde ins Bett. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass der Winter angekommen ist? Es ist kalt und ich bin dankbar für die mehr als kuschelige Daunendecke.

Auf zum Meer

Nachdem das Wetter für die nächsten zwei Tage noch etwas nass und kalt vorhergesagt ist, brechen wir Richtung Osten, ans Mittelmeer, auf. Diese dreitägige Tour an die Ausläufer der Pyrenäen wäre zwar zum Schluss geplant gewesen, doch wir sind ja mehr als flexibel und froh, dass wir nun dem Wetter mit jeder Kurbelumdrehung weiter entfliehen können.

Bevor es los geht, zeigt uns Ian auf der Karte wo es lang geht. Wir sind zum ersten Mal in den Pyrenäen und verschlingen die Karte wie ein kleines Kind seine Süßigkeiten. Eine dicke schwarze Linie lässt uns ins Grübeln kommen. Wir stellen alsbald fest, dass Katalanien nicht auf das spanische Territorium beschränkt ist. Doch während südlich der Grenze die Forderung nach Unabhängigkeit immer größer wird, steht man hier zur französischen Identität – ist aber zugleich stolz auf seine katalonischen Wurzeln. Die gelben Bänder, als Zeichen der Befreiung politischer Gefangener, haben uns am Vortag bereits verfolgt. An Straßenlaternen, Häusern und sogar an Felswänden sind sie in allen Größen aufgemalt.

Nun geht’s endlich los, der nächste Geschichts-Unterricht muss warten. Wir starten in St. Pierre del Forcats, auf 1.200 m Seehöhe und kurbeln erstmal weiter hoch, um warm zu werden. Es gibt hier ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen, vielerorts auch offizielle Bike-Strecken die mit VTT markiert sind. Dreimal links, viermal rechts, dann geradeaus und schon haben wir keine Ahnung mehr, wo wir sind. Verwirrungstaktik um die Notwendigkeit des Guidings hervorzuheben? Nein, bloß das Know-How eines Locals, um uns die schönsten Trails rund um das „Mouli“ zu zeigen. Wir fahren durch dichte Eichen- und Birkenwälder, bunt gefärbt durch den Herbst, und ständig wechselndem Untergrund. Die Trails sind flowig, wurzelig und manchmal auch sehr technisch mit engen Kurven. Abwechslung ist garantiert, und dabei sind wir erst wenige Stunden unterwegs.

Auf den Spuren der Römer

Auf unserem Weg zum Strand kommen wir an zahlreichen Ruinen sowie gut erhaltenen Burgen vorbei. Vieles aus der Zeit der Römer, welche die Gegend lange Zeit im Griff hatten und die Pyrenäen über die berühmte Via Augustus überquerten. Wir stehen mit unseren Enduro-Bikes inmitten alter römischer Wagenspuren, Tonnen schwere Lasten wurden von Ochsen über die Pässe gekarrt. Ein unglaubliches Gefühl, wenn man bedenkt, dass auch Hannibal mit seinen Elefanten hier etwa 200 Jahre v. Chr. seine Alpenüberquerung startete.

Wir sind beeindruckt sowie zugleich demütig und lassen das Flair dieser Orte auf uns wirken. Fast schon kommt es uns vor, als hätten wir zwischen den historischen Städten mal bloß so einen Trail eingestreut. Ein Blick auf die Uhr und die zurückgelegten Kilometer zeigt uns allerdings rasch, dass es eher umgekehrt der Fall ist. Der Untergrund ist anfangs erdig, viel Waldboden und nervige, schräg zum Weg verlaufende Wurzeln setzen gute Fahrtechnik und Wachsamkeit voraus. Weiter unten im Tal wird es zunehmend steiniger, und an Nervigkeit überbieten hier lediglich die Ginster-Stauden und andere mit Dornen versehene Gewächse die früheren Wurzeln. Wir wünschen uns lange Stutzen, oder einen Rasentrimmer an die Waden. Oh, und schon wieder eine Ruine …

Cafe solo und Star Wars

Schnell ist auch Ian klar, ohne Kaffee kommt er mit uns nicht weit. Und so nutzen wir die alten charmanten Dörfer für den Koffein-Nachschub. Die Bistrots les Pays versprechen Gutes, und nach nur einem Tag am Bike, halten alle am Weg durch die engen verwinkelten Gassen in den Dörfern Ausschau nach den ansprechenden Schildern. Auch in Spanien zieht es uns stets in die charmanten Cafés. Vor vielen Jahren, ohne jegliche Spanisch-Kenntnisse, dachte ich noch, das die Frage „Cafe solo?“ nur gestellt wird, um noch eine Süßspeise zum Kaffee zu verkaufen. Als ich das Lebenselixier noch mit Milch trank, keine Lust auf Kuchen hatte und die Frage bejahte, musste ich alsbald feststellen, dass es wohl doch eher darum ging, mir Milch anzubieten. Ich würgte die Brühe runter und habe gelernt. Heutzutage ist der Kaffee meiner Wahl schwarz, und im Bestellen bin ich Profi. Lernen durch Schmerzen …

Der Kalkstein am Weg zum Meer ist nun bereits dem Konglomerat gewichen, und hier und da trifft man auch auf Granit. Die Wege haben nun weniger loses Geröll, dafür größere Felsbrocken, welche wir liebend gerne zum Spielen nutzen. Hier kann man sich selbst die Schwierigkeit seiner Line aussuchen und sich in Zeit und Raum verlieren. Der Herzschlag nach dem vielen Kaffee leicht erhöht, übersehen wir beim Tüfteln die Zeit und mit ein paar Wolken vor der Sonne wird’s dann auch gleich finster.

Dennoch hat Ian wieder einmal eine passende Geschichte auf Lager und erzählt uns voller Freude, wie er einfache Schaf-Scheiße als Ewok-Kacke angepriesen hat. Die knuddeligen Fabelwesen aus Star Wars sind also tatsächlich real und die einzige noch lebende Art versteckt sich hier im Labyrinth der ehemaligen Bergbau-Stollen. So manche Kunden, erzählt Ian, haben ihr Jausenbrot in windeseile verdrückt und die kleinen braunen Kügelchen in Papier verpackt. Als gäb’s nix wertvolleres, wurden diese liebevoll und vor einem möglichen Aufprall geschützt im Rucksack verstaut.

Wir ersehen schon das wohlverdiente Bier am Abend und lauschen nur mehr mit einem halben Ohr. Auf geht’s, durch wild gewachsene Korkeichen-Wälder und über äußerst technische Trails hinab nach Cerét zum Feierabend. Hmmm, Ewoks …

Strand in Sicht

Der letzte Tag startet mit gemütlichem Shuttle bergauf. Noch ein klein wenig kurbeln und schon geht’s über mediterrane Felder und Wege wieder bergab. Wir sehen bereits unser Ziel, eine kleine Sandbucht in der Nähe von Argelès-sur-Mer. Doch davor möchten wir den Tag für ein paar Erkundungen nutzen. Es gibt hier ebenfalls ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen und Ian hat Lust, etwas Neues mit uns zu probieren. Da sagen wir nicht nein, auf ins Abenteuer und weg von den bekannten Pfaden. Wir schieben ein kleines Stück den Berg hoch um dann auf einem leicht technischen Waldweg den gesamten Hügel in ständigem Auf und Ab zu umrunden. Wir lieben es – wer gerne bergauf und bergab an schwierigen Passagen tüftelt, ist hier goldrichtig.

Darüberhinaus findet man hier im Wald keinen Stech-Ginster und unsere Waden werden zur Abwechslung mal geschont. Das letzte Stück hinab ans Meer ist ein von Locals gebauter Enduro- Trails. Sprünge in jeder Größenordnung sowie Steilkurven gehen fließend ineinander über. Von Zeit zu Zeit gönnen wir uns eine Pause, machen Fotos oder mampfen genüßlich die Früchte des Erdbeerbaums. Ian will uns beim ersten Mal noch schnell und geschockt einreden, dass dies die wohl giftigsten Früchte der ganzen Pyrenäen sind – er hat die Rechnung aber ohne unsere Erdbeerbaum-Erfahrung aus Portugal gemacht. Wir sind ja nun quasi schon Botaniker-Experten … mjam, mampf.
Unser Fahrer Jan, liebevoll das Schweizer Uhrwerk genannt, ist natürlich wieder pünktlich auf die Minute am Strand zur Stelle. Und er kommt nich mit leeren Händen. Pizza in verschiedenen Variationen, Chili-Sauce und Bier sind mit dabei. Da kommt Freude auf – schnell den Heißhunger gestillt und dann gemütlich Pizza essen *g*. Zum Abschluss wagen wir Österreicher, aka Binnenland-Bewohner, noch einen Sprung ins kühle Meer und dann geht’s ab nach Hause ins Mouli.

Von Geiern und Dinosauriern

Die kommenden Tage stehen im Zeichen der hohen Pyrenäen-Gipfel. Wir brechen ins spanische Hinterland auf und schrauben uns gewaltig in die Höhe. Leider hat es ab 1.900 m Seehöhe schon Schnee – nordseitig heißt das nun, nasse Füße und kalte Knöchel. Doch ein wenig Leiden gehört dazu, um auf die andere Seite des Berges zu kommen. Dort wartet ein sehr technischer Singletrail und eine ewig lange Abfahrt ins Tal auf uns. Die Regenhose haben wir Schlaumeier im Van gelassen – durchwegs nass und kalt halten wir Ausschau nach einer Tapas-Bar. Wir müssen nicht lange suchen und stürmen den Laden als gäb’s heute etwas gratis. Der Wirt schmunzelt und weiß Bescheid, Tapas und Bier für alle, in ausreichender Menge.

Am Weg zur letzten Abfahrt des Tages passieren wir eine bereits von weitem sichtbare Felswand. Darüber kreisen Geier und wir schätzen deren Flügel-Spannweite. Bei näherer Betrachtung der Felsen kommen noch weitere Tiere zum Vorschein. Man erkennt dort zahlreiche Spuren, quer über die ganze Wand, von links nach rechts, von oben nach unten. Ian erzählt, dass während des Tagbaus hier Spuren von Dinosauriern entdeckt wurden. Mit weit offenen Augen und der Kinnlade nach unten geklappt, nähern wir uns den Felsen und halten beeindruckt die eigenen Hände in die versteinerten Fußabdrücke. Und es wäre nicht Ian, hätte er auch hier keine lustige Geschichte auf Lager. Als er Kunden vor vielen Jahren diese beinahe senkrechte Wand zeigte, waren diese erstaunt, dass Dinosaurier auch entlang von Wänden laufen konnten. Tja, ein Brontosaurier mit Saugnäpfen, womöglich eine neue Entdeckung hier in den Pyrenäen.

Unser Geologe hat uns schnell über die Aufschichtung, die Platten-Tektonik und den Mineralien- Abbau hier in der Gegend aufgeklärt. Die zahlreichen verschiedenen Schichten an Kohle und anderen Gesteinsformen geben Aufschluss über die mehrmaligen Auslöschungen in der Geschichte der Region. Jahr-Millionen an Leben sind hier aneinander gereiht. Es ist ein beeindruckendes Gefühl, all diese Zeiten wie im Zeitraffer vor sich zu sehen. Am Ende der Schichten steht ein gelber Liebherr-Bagger … und dann wir *g*. Genug gesehen, es wird wieder Zeit für etwas Bewegung. Der November zeigt uns heute mit aller Kraft, wie kalt er sein kann. Also kurbeln wir los, und bei den feuchten, mit Moos bewachsenen Steinen ohne jeglichen Grip, wird uns auch blitzschnell wieder warm.

Heiße Quellen, kühles Bier

Besser so, als umgekehrt. Nachdem wir bereits mehrmals an Thermalbädern vorbei kamen, wollten wir von Ian wissen ob es auch natürliche heiße Quellen in den Bergen gibt. Doch wir müssen gar nicht so weit reisen, lediglich 15 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, befindet sich eine Quelle mit unterschiedlich heißen Becken. Am oberen Ende eines Berghangs tritt das heiße Wasser aus dem Boden aus, über die Jahre haben sich hier auf natürliche Weise, aber auch durch Menschenhand, Becken geformt. Wie auch zuhause in der Badewanne, kann man am Temperatur-Regler drehen und es sich gemütlich machen. Möchte man es kühler, geht man bergab und setzt sich in eines der weiter unten angesiedelten Becken. Wir sind übermütig und nehmen gleich die oberste Gumpe. Lange hält man es trotz der kühlen Außentemperatur hier nicht aus – und wer zu lange an seinem kühlen Bier nippt, hält alsbald heißen Hopfentee in der Hand.

Flexible Pyrenäen

Wir haben uns in der kurzen Zeit bereits Hals über Kopf in die Gegend verliebt. Nicht nur wegen der grandiosen Trails, sondern aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten. Ist das Wetter in den Bergen schlecht, fährt man eine knappe Stunde Richtung Meer. Kommt es von Süden oder Norden, weicht man einfach immer auf die entlegene Seite der Berge aus. Da die Trails nicht nur hoch oben auf den Gipfeln zu finden sind, sondern es in allen Höhenlagen mehr als ausreichend Varianten in allen Schwierigkeitsgraden gibt, hat man täglich Neues und Abwechslungsreiches zur Auswahl.

Und spielt das Wetter an allen Ecken und Enden nicht mit, gibt’s immer noch die heißen Quellen oder den Billard-Tisch bei Ian im Hotel … aber eines haben wir uns gemerkt: Fordere niemals einen Briten beim Billard heraus.

Categories
Uncategorized

Camper Van Summit Meeting 2019

Lass uns Camping-Luft schnuppern! So lautete unsere Antwort auf die Frage, ob wir denn beim 3. Camper Van Summit Meeting (was für ein Wort, ab jetzt CVSM …) der camprepublic.de in St. Martin bei Lofer die Bike-Touren guiden möchten. Natürlich, aber wo zum Teufel ist dieses St. Martin eigentlich? Nach kurzem Studium des Kartenmaterials ist die Ecke klar. Bislang streiften wir diese Region allerdings nur auf der Durchreise gen Westen, wenn das „große deutsche Eck“ mal wieder maßlos überlastet war. Also auf zum 3. CVSM. Loferer Alm, Steinplatte, Wetterkreuz und die angrenzenden bayrischen Berge versprechen Gutes.

Dreifach Jackpot

Der frühe Vogel … kennt man ja. Wir sind natürlich wieder ein paar Tage früher im Tal um uns noch die ein oder andere Tour bzw. die aktuellen Verhältnisse genauer anzusehen. Leider habe ich den Genesungsprozess nach meiner Erkältung die Woche davor noch etwas überschätzt. In den Sattel schwingen war nicht drin, und auch eine kurze Wanderung verursachte bereits Schweiß-Ausbrüche. Also noch mal einen Gang runter schalten und langsam angehen. So ganz ruhig und entspannt kann ich dann auch nicht rumsitzen, wenn rund um mich gearbeitet wird. Also helfe ich einfach mit. Tolle Idee, und dann kam das Tipi. „Wie viel Aufwand kann es schon sein, ein Tipi aufzustellen“ dachte ich mir. Aus einem wurden dann schnell drei und wir brauchten einen Bagger, einen Kran und viele helfende Hände um dieses Monstrum aufzustellen.

Ich liebe meine Standheizung

Ich springe nochmal einen Schritt zurück. Seit dem Sommer 2019 dürfen wir uns stolz zu den Dachzelt-Nomaden zählen. Unser schmuckes Treeline Ponderosa Zelt am Berlingo hat uns bereits auf zahlreiche Abenteuer mitgenommen. Und auch den Campingplatz Grubhof in St. Martin kennen wir schon aus der „Vogelperspektive“. Das Wetter für die bevorstehende Woche beim CVSM sieht allerdings alles andere als viel versprechend aus. Regen, Schneefall bis unter 1.000 m Seehöhe und dementsprechend eisige Temperaturen. Sechs Tage im Dachzelt? Mit stets nassen Klamotten die niemals wieder auftrocknen? Hmmm, auch wenn wir gerne bei Schlechtwetter unterwegs sind und uns kein Wässerchen trüben kann, so klingt das nicht gerade verlockend.

Wie es der Zufall so will, spreche ich mit unserem Genuss-Guide Enrico, der seit wenigen Monaten bei Gebetsroither arbeitet. Gut, ein Mobilheim haben sie dort keines, und zu einem Camper-Meeting passt das auch nicht ganz. Aber in der Vermietung ist gerade ein voll ausgebauter Adria-Kastenwagen verfügbar und nach ein paar gewechselten Worten dürfen wir ihn für eine Woche unser eigen nennen. Da kommt Freude auf, denn das schönste an diesem Fahrzeug sind nicht die Ledersitze, das große Doppelbett oder die integrierte Dusche. Nein, es ist die Standheizung, welche uns täglich das Leben ein klein wenig angenehmer gestaltet. Danke an dieser Stelle an Enrico und Gebetsroither für die warmen Nächte.

Wetter-Kapriolen

Zu Beginn des eigentlichen Events stoßen dann auch noch Hänsl und Axel dazu. Einer reist zeitgemäß mit dem Zug an, der andere adäquat mit einem alten T3. Lasset die Spiele beginnen – auch wenn der erste offizielle Tag des Events zur Gänze verregnet ist, ist die Vorfreude groß, die Teilnehmer entspannt und alle guter Laune. Das Wetter soll bis Sonntag „durchwachsen“ sein – das sagen die Wetter-Experten immer, wenn sie keine Ahnung haben, was tatsächlich kommt. Wir stellen uns auf Regen ein, in stiller Erwartung auf Besserung. Doch Quaxi meint es halbwegs gut mit uns und so dürfen wir täglich unsere Bike-Touren bei schönem Wetter durchführen.

Die Loferer Alm und die umliegende Bergwelt sind atemberaubend schön. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, zahlreiche urige Almen laden zur Einkehr ein und in regelmäßigen Abständen prasseln Wasserfälle ins Tal. Ich hatte mich im Sommer schon gewundert, warum es in ganz Österreich trocken ist und sich die Wiesen braun färben, aber hier in St. Martin alles in sattes grün getaucht ist … Jetzt weiß ich’s. Scheint wohl öfters zu regnen und daher viel Wasser zu geben. Die steilen Seitentäler sind wahre Schluchten-Juwele und eine Klamm jagt die Nächste.

Buntes Camper-Leben

Unsere Touren gestalten wir flexibel, oftmals ein wenig kürzer um auch die zahlreichen Vorträge im Tipi, die vielen Side-Events und nicht zuletzt die Camper Vans zu sehen. Wir schnuppern Camping-Luft, daher wollen wir die große Dichte an Van-Diversität auch nutzen, um uns ein wenig über die Möglichkeiten und die zahlreichen Bus-Typen zu informieren. Auf unseren täglichen Runden über den Platz treffen wir aber nicht nur spannende Busse und Ausbauten, vielmehr sind es die Menschen, die dort drinnen wohnen. Vom Weekend-Warrior bishin zu Pärchen, die seit mehreren Jahren im Bus leben. Vom selbst ausgebauten alten Bus bishin zum rollenden Appartment ist alles dabei.

Auch ein paar Tage früher angereist – und wie sich herausstellt wahre CVSM Urgesteine – sind Tascha und Patrick, kurz „Pataschas World“. Ganz nach dem Motto „Home is where you park it“ reisen die beiden in ihrem Bus um die Welt und erzählen ihre Geschichten und Erlebnisse. Alles hat in Betty, so nennen sie liebevoll ihren Ford Transit, seinen eindeutigen Platz. Spielraum für etwas Mehr gibt es hier nicht – und so müssen sie auch die bei der Barbecue-Challenge gewonnene Dometic-Kühlbox zurück lassen. Betty ist schlichtweg voll.

Im Winter zum Nordkap

Bei den aktuellen Außentemperaturen kaum vorstellbar, aber es geht noch kälter. Dominik ist mit seinem Defender gen Norden aufgebrochen und hat bei -35°C im Dachzelt übernachtet. Geht das? Klar, da muss man durch. Doch ein wahrer Defender-Fahrer ist ja auch ein Bastler und so wurde die warme Luft der Standheizung mal schnell ins Dachzelt umgeleitet. Ein Loch in der Heckklappe ist schnell ausgeschnitten und wohlig warmen Nächten (bei ca. 13°C) steht nun nichts mehr im Wege.

Wir sind Helden

Hinter ganz besondern Menschen stehen oft auch ebenso besondere Projekte. So freut es uns riesig, Andrea Voß, Helden-Camperin der ersten Stunde, kennengelernt zu haben. Das Projekt Heldencamper stellt kostenlos Camper-Vans, Dachzelte und andere Reisemobile für junge Erwachsene mit Krebs zur Verfügung. Die Heldencamper sind dazu da, einzigartige Glücksmomente zu schaffen, Erlebnisse zu ermöglichen. Eine Auszeit aus dem Krankenhaus-Alltag, um den Kopf frei zu bekommen und das Leben zu genießen. Andrea hatte selbst Krebs, und weiß wovon sie spricht. Man sieht ihr förmlich an, wie sie für ihr Heldencamper-Projekt brennt. Mit Herz und Seele, mit jeder einzelnen Bewegung, Gestik und Mimik, wenn sie auf der Bühne steht und ihr Lebens-Projekt präsentiert. An alle die das hier lesen: unterstütz sie, unterstützt Menschen um sich für kurze Zeit aus dem anstrengenden Kampf gegen den Krebs auszuklinken. Wir haben schon gespendet, und wünschen Andrea viel Erfolg und Gesundheit.

Quer durch Europa

Am Freitag Abend ist es dann soweit – wir dürfen einen Foto-Vortrag über unsere Reisen präsentieren. Der „Hersteller-Abend“ wird supported von Hymer, Westfalia und Crosscamp. Bereits unsere geführten Bike-Touren hier vor Ort laufen unter dem Titel „Crosscamp unlimited – Mountainbike Touren mit Bikefex“. Nicolaus präsentiert den mehr als gelungenen Alltags-Camper und wir dürfen mit unseren Bildern nachfeuern. Gänsehaut-Feeling zu erzeugen ist das Ziel unserer Show – und es freut uns, dass wir viele der TeilnehmerInnen auf eine einzigartige Erlebnis-Reise in die Bikefex-Welt mitnehmen dürfen. Wir erzählen von Dinosauriern in den Pyrenäen, von Trollen in Norwegen und von den gastfreundlichen Hirten in Georgien.

Der Crosscamp Camping-Van hat es uns angetan – zu 80% Alltag, 20% Camping. Bestens für Kurz-Abenteuer geeignet, aber auch für den längeren Sommerurlaub bestens gerüstet. Mittlerweile konnten wir einige der Fahrzeuge näher unter die Lupe nehmen. Klar, so ein 6,4 m langer Kastenwagen mit Hubdach und allem Erdenklichen an Ausstattung ist schon eine Wucht – aber irgendwie soll der auch bei uns ins Carport und zum Einkaufen passen. Ein großes Wohnmobil ist nicht so ganz unsere Art und ein alter gebrauchter Bus würde mich nicht entspannt auf Reisen schicken. Die Auswahl spitzt sich also zu – und wir sind gespannt, wohin uns die Reise führen wird. Wir halten euch am Laufenden.

Nach dem Vortrag führt mich meine ganz persönliche Reise in die Strowollner Schlucht, und zwar gemeinsam mit Jan Fitschen. Der ehemalige Europameister über 10.000 m war auch als Partner vor Ort und war drei Tage lang auf den Trails unterwegs. Heute steht ein Night-Run durch die Klamm am Programm – und wann hat man schon mal die Möglichkeit, mit einem Europameister gemeinsam laufen zu gehen. Ein Bier danach und schon fiel ich hundemüde ins Bett. Und hab ich schon erwähnt, dass ich meine Standheizung liebe?

Guten Morgen Sonnenschein

Wie auch schon bei der Messe in München, werden wir täglich von Nana Mouskouri geweckt. Zumindest aus dem Lautsprecher schallt täglich der Sonnenschein. Doch zum Ende des Meetings lässt sich das schöne Wetter nochmal blicken. Wir genießen die letzten Stunden bei der größten Frühstücks-Tafel St. Martins, gemeinsam mit allen Teilnehmern und bleibenden Eindrücken. Ein großer Dank an Peter Draeger und Markus Ritter von der camprepublic.de für die Einladung, die tolle Organisation und die Herzlichkeit, mit der ihr dieses Event durchgeführt habt. Hier sei noch erwähnt, dass viel Augenmerk auf die Nachhaltigkeit und die Vermeidung von Müll gelegt wurde. Der Campingplatz wird selbst als Öko-Campingplatz geführt, der Strom wird großteils aus dem eigenen Wasserkraftwerk gezogen, beim täglichen Abendessen wurde auf Pappteller verzichtet – jeder Camper hat sein eigenes Besteck/Teller mitgebracht, Flyer und Banner hat man ebenfalls weggelassen und viele Werbemittel wurden aus Holz gefertigt. Da ziehe ich meinen Hut, oder zumindest die Bikefex-Kappe, und freue mich auf’s nächste Mal.

Categories
Uncategorized

Kulinarik am Weissensee

Yoga, Biken, Yoga, Eat, Sleep, Repeat … für 4 volle Tage, oder auch mehr. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle der Zeitraum von kurz vor dem Essen, bis zum Schlafen Gehen. Wenn man sich abends am Tisch wieder erinnert, was man früh morgens auf der Essens-Liste ankreuzte und das Wasser in Strömen im Mund zusammen fließt. Wenn man es kaum erwarten kann, nach einem herbstlichen Traumtag am Bike und entspannten Übungen auf der Matte, endlich dem Knurren in der Magengegend Herr zu werden. Bekanntlich ist ja Hunger der beste Koch, doch hier im Biohotel Gralhof ist der beste Koch immer noch Michael. Und das schmeckt man, bei jedem Bissen. Und bevor der letzte Schluck Gin-Tonic getan ist, freut man sich bereits wieder auf das leckere Frühstück.

Explosives gefällig?

Wir erweitern unseren Radius und planen nun schon während der Anreise eine Tour zum Aufwärmen ein. Das große Unwetter und der Sturm letztes Jahr hat zahlreiche Bäume gefällt und ganze Bergrücken gerodet. Bis heute dauern hier am Weissensee die mühsamen Aufräumarbeiten an – und bis heute sind Teile der Wander- und Forstwege noch gesperrt. Mit den Wetterkapriolen der letzten Jahre weiß man nie, was einen so erwartet und daher stocken wir unser Repertoire an Strecken ein wenig auf. Eine Alm etwas südlich des Weissensees hat’s uns angetan. Auch wenn ihr Name bist heute nicht flüssig auszusprechen ist, so freuen wir uns riesig, nach 3,5 Stunden Autofahrt endlich Bewegung in die müden Beine zu bringen. Aufgesattelt und los geht’s.

Oben angekommen thront eine Alpenvereins-Hütte auf einem kleinen Plateau. Traumlage. Traumwetter. Unglaublich durstig. Als Verwöhnter Bergsteiger hofft man, irgendwo die Wirtsleute oder hinter der Hütte einen Brunnen mit kühlen Getränken vorzufinden. Hier setzt man allerdings auf Selbstversorger, eine Kassa oder etwas zum Schlürfen sucht man vergebens. Ein Schild zeigt gen Osten zu einer Quelle. Und nachdem auch unsere Wasserflaschen leer sind, machen wir uns auf die Suche. Wasser gefunden, 3 große Herrenpilze und einen genialen Ausblick in das Tal.

Herzlich Willkommen am Gralhof

Nun aber nichts wie runter, der Magen knurrt und wo wäre wohl der beste Ort, um das Hungergefühl zu befriedigen? Und schon wieder reden wir vom Essen, jetzt aber ab auf den Sattel und gen Tal. Vom Windwurf größtenteils verschont schlängeln wir uns teilweise steil, beizeiten flowig und manchmal etwas technisch bergab.

Bike am Auto montiert und ab geht die Post zum See. Bevor wir uns aber über die Leckereien aus der Küche hermachen, erstmal ein wohlverdienter Sprung ins kühle Nass. Ende September und der See hat immer noch angenehme 18 – 22°C Wassertemperatur. Glücklich und erfrischt begrüßen uns Cori und Michael vom Gralhof. Man darf uns hier mittlerweile getrost als Stammgäste bezeichnen. Lediglich der eigene Tisch mit Namenstafel aus Holz fehlt noch … kommt Zeit, kommt Rat.

Abendessen, na endlich. Jetzt kommt Freude auf. Michael steht selbst in der Küche und zaubert was das Zeug hält. Wir sind täglich auf’s Neue begeistert. Allerdings ist er zeitlich dadurch ein wenig eingeschränkt, und so kann er die Tage nicht mit uns am Bike verbringen. Aber da muss man einfach Opfer bringen – Essen geht vor Biken *g*

Rund um den See

Das restliche Tagesprogramm ist altbekannt, dennoch schauen wir mal, wie weit die Forstarbeiten gekommen sind und ob all unsere geplanten Touren problemlos befahrbar sind. Mit der Alpen-Perle, einem Hybrid-Boot, geht es erstmal an das einsame Ostufer des Weissensees. Mir ist das einfädeln meines Bikes in den Passagierraum zu mühsam, und schnell hat’s der Kapitän vorne auf den Bug gelegt. Zum Glück hält sich der Wellengang in Grenzen und ich habe größtes Vertrauen in die Steuer-Eigenschaften der Crew. Per Mikrofon werden wir über den Naturpark Weissensee und das Hotel Dolomitenblick aufgeklärt, bevor wir freudig vom Boot springen und Richtung Gipfel kurbeln.

Der Herbst hält hier bereits Einzug, es fehlen zwar die goldenen Lärchen für den letzten Schliff Kitsch, schön ist es dennoch durch die herbstliche Landschaft zu fahren. Von Almhütte zu Almhütte geht es weiter bergwärts bis unter den Gipfel das Latschurs. Das Hochplateau lädt zum Verweilen ein und das Jausenbrot vom Frühstück schmeckt hier heroben gleich noch einmal so lecker.

Ein ewig langer, meist flacher Wanderweg, zieht nun den gesamten Bergrücken entlang bis zur nächsten Alm. Doch wer uns kennt, der weiß, Hunger ist groß und es gibt nur einen Ort wo wir jetzt hin wollen. Vielleicht ist aber der ein oder andere auch vom leckeren Gin-Tonic angetan und hat das Gefühl, wie ein Magnet am Gralhof zu kleben.

Käse-Ballast

Neuerlich gestärkt geht es an das Südufer des Sees. Auf den um den See befindlichen Almen gibt es zahlreiche regionale Produkte. Sei es der hausgemachte Blaubeerkuchen, die Bio-Produkte oder der auf der Alm hergestellte Käse. Es ist auch nicht das erste Mal, das wir hier unser letztes Erspartes liegen lassen. Und auch wenn der Weiterweg bergauf mit 2 kg Käse im Gepäck alles andere als leicht ist, so ist es dieses große Eck an Kulinarik jeden Höhenmeter wert, geshuttelt zu werden. Oben muss es für die Gipfel-Jause herhalten und bergab sorgt es für den notwendigen Anpressdruck und Grip am Trail.

Trail-Spaß am Lift

Seit 2018 gibt es beim Weissensee-Lift in Techendorf nun 3 Mountainbike-Strecken. Nach einjähriger Arbeit wurden sie im Frühjahr fertig gestellt und eingeweiht. Wir holen das jetzt nach. Zuvor noch ein Abstecher zur Naggler Alm, danach geht’s gleich mal direkt ab auf den Trail. In zahlreichen Serpentinen schwindeln wir uns bergab Richtung See. Mit diesem Blick wird auch klar, woher der Weissensee seinen Namen hat. Der weiß leuchtende Sand am Ufer löst das Rätsel schnell auf. Mit den gelben Blättern und dem türkis schimmernden Wasser eine traumhafte Kombination.

Wir werfen auch noch einen Blick auf den zweiten neuen Trail und sind bis auf ein paar eckige Kurven begeistert. Zwar zieht es uns doch lieber auf Natur-Trails in alpines Gelände – aber ab und zu ein wenig Bremse loslassen und den Berg runter brettern gefällt auch uns. Eine große Wippe im Übungsgelände hat es uns dann nochmal angetan. Wer schafft es wohl, am Bike balancierend, die Wippe im Gleichgewicht zu halten? Gefühlt vergehen Stunden, so richtig klappen will es aber dann doch nicht.

Und war da nicht noch was? Ach ja, Abendessen … Mjam. Bis gleich.

Categories
Uncategorized

Georgien

Would you like to visit us in Georgia“, so ein Anruf letzten Sommer. „Klar, ich wollte schon immer mal in die USA reisen.“ antwortete ich. Eine kurze Sprechpause, ein langes Ähmm und ein herzlicher Lacher später war klar, dass ich wohl geographisch ein wenig Aufholbedarf habe. Dennoch lassen wir uns dieses Abenteuer an der Grenze zu Russland nicht entgehen.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend und voll freudiger Erwartung fliegen wir nach Tbilisi, der Hauptstadt von Georgien mit mehr als 1,2 Millionen Einwohnern. Im Jahre 1991, noch vor dem Augustputsch und dem Zerfall der Sowjetunion, erklärte Georgien seine Unabhängigkeit. Lediglich über die Gebiete Abchasien und Südossetien, in denen starke russische Militärpräsenz vorherrscht, hat die georgische Regierung auch heute noch keine Kontrolle.

Diese Teilgebiete sind für Touristen immer noch tabu. Unsere Reise führt uns daher weiter östlich in den Tuscheti Nationalpark, an der Grenze zu den bekannten russischen Gebieten Dagostan und Tschetschenien. Auf dem mehr als 83.000 Hektar großen Gebiet herrscht bis auf wenige kleine Dörfer gähnende Leere. Eine schier unendliche Weite, endlose Wanderwege, tausende Schafe und eine beinahe erdrückende Gastfreundlichkeit werden diese Woche noch abwechslungsreicher gestalten, als wir es erwarten.

Wer eine Reise tut …

Bereits die Anreise über Istanbul ist aufregend und geprägt von skurrilen Begegnungen. Die nette Bitte einer Dame, ihr doch den schweren Reisekoffer abzunehmen, können wir ihr nicht abschlagen. Doch bevor Klaus, unser Charmeur, fröhlich pfeifend mit dem fremden Koffer durch die Sicherheitskontrolle spazieren möchte, halten wir ihn an. Auf die Frage, ob es nicht vielleicht leichtsinnig ist, einen fremden Koffer in ein ebenso fremdes Land mitzunehmen entwich ihm kurz die Farbe aus dem Gesicht. Doch auch der freundlichen Dame ist der Fauxpas sichtlich ins Gesicht geschrieben und wohl mehr als peinlich.

Vor unserem geistigen Auge sehen wir Klaus bereits am Boden liegen, mehrere Knie von türkischen Grenzbeamten am Rücken, fröhlich aus dem letzten Loch pfeifend. Auch die Sicherheitskontrolle, welche das Geschehen von Weiten beobachtet, schmunzelt amüsiert vor sich hin. Kurz darauf, beim Boarding zum Weiterflug nach Tbilisi, darf ich die Herren der Security erneut begleiten. Diesmal ein paar Stockwerke tiefer in den Keller. Dort erwarten mich bereits vier weitere Kollegen im selben Gewand, eine Tasse Kaffe in der linken, die Kalaschnikow in der rechten Hand.

Der Metalldetektor, welcher das Check-In Gepäck durchleuchtet, hat bei meinem Koffer angeschlagen. Nachdem ich mir keiner Schuld bewusst bin, zeigen mir die freundlichen Herren das Röntgenbild – eine Ersatzkette meines Bikes, schön säuberlich im Karton zusammengelegt, ist ihnen nicht ganz geheuer. Und aus diesem Blickwinkel, so muss ich gestehen, kann auch ich die vermeintliche Schlange nicht gleich identifizieren. Nachdem ich sie sorgfältig und unter argwöhnischen Blicken aus dem Koffer grabe, bricht ein vorerst leises aber später allzu heftiges Gelächter bei den sonst so grimmigen Beamten aus. Der Abschied mit Schulterklopfer und einem Schluck Schnaps bleibt mir in bester Erinnerung und lässt mich blitzschnell auf meinem Platz im Flugzeug einschlafen.

Hektisches Treiben in Tbilisi

Nach einem langen Tag kommen wir endlich samt Gepäck und Bikes in Georgien an. Die Empfehlung des Innenministeriums, sich auf Taxis und Fahrer zu verlassen und kein eigenes Auto zu mieten, ist uns binnen Minuten klar und verständlich. Das Nord-Süd-Gefälle der Einhaltung von Verkehrsregeln und die umgekehrt proportionale Häufigkeit der Verwendung von Hupen lässt den Wunsch nach einem eigenen fahrbaren Untersatz in windeseile verschwinden. Zum Glück ist dies auch nicht nötig – wir werden von James, einer der Betreiber einer lokalen Agentur namens Mogzauri-Rent, abgeholt und ins Hotel gebracht. Es ist mittlerweile halb eins in der Nacht und wir freuen uns auf ein paar Stunden erholsamen Schlaf.

Abano Pass – eine abenteuerliche Autofahrt

Früh morgens geht es mit geländetauglichen, aus Japan importierten Mitshubishi Delicas, in Richtung Abano Pass. Eine 5-stündige Fahrt auf einer der weltweit gefährlichsten Passstraßen wartet auf uns. Während wir uns nach den ersten Kehren noch in Todesangst wähnen, feuern wir unseren Fahrer nach einer guten Stunde bereits an und freuen uns wie kleine Kinder auf die nächste knifflige Passage. Dualtrail-Action mit Allrad und Ballonreifen. Nur spotten macht hier wenig Sinn. Nach mehreren Bächen die gefurtet werden müssen, Steilrampen und Schlaglöcher die bei uns zuhause nicht mal mehr unter grobe Fahrlässigkeit fallen würden, erreichen wir erschöpft den Abano Pass auf 2.950 m Seehöhe.

Mit brummenden Köpfen vom schnellen Aufstieg und von der langen Reise bereits zuckenden Beinen ist es nun endlich soweit. Aufsitzen, Sattel rein und ab die Post. Über zwei Stunden geht es Singletrails und Bergstraßen in das kaukasische Hinterland nach Dartlo bergab. Das Bergpanorama um uns herum ist beeindruckend und weitläufig. Der Blick auf die über 4.000 m hohen Berge an der Grenze zu Russland lässt Vorfreude aufkommen. Unser Spielplatz für die nächsten fünf Tage. Doch davor kommen wir noch bei einer Rangerstation vorbei – und hier machen wir auch das erste Mal Bekanntschaft mit der georgischen Gastfreundlichkeit. Mit Händen und Füßen verständigt man sich überall auf der Welt und der gemeinsame Nenner ist schnell gefunden – Kaiser Bier. Das kleine Gläschen wird sich allerdings etwas später während den verschwiegenen 200 Höhenmeter Gegenanstieg zur ersten Unterkunft noch rächen.

Khachapuri und andere gesättigte Fettsäuren

Wer nach Georgien reist, sollte einen starken und vor allem unempfindlichen Magen mitbringen. Die Küche ist ausgezeichnet, allerdings meist sehr fett und immer reichlich von Allem. Khachapuri, so heißt das überbackene Käsebrot. Die Einheimischen essen es meistens als kleine Zwischenmahlzeit – uns macht es selbst nach 2.000 Höhenmetern und starken Kalorienmangel bereits als Vorspeise satt. Der klassische Tschatscha, ein lokaler Tresterbrand, ist nach solch üppigen Mahlzeiten Pflicht. Und als Österreicher kennt man die Schnapskultur ja, was soll schon passieren … bei 40 – 70% Alkohol.

Schafe, so weit das Auge reicht

Die Gipfel unserer geplanten Touren sind meist nur mit Schieben oder Tragen des Bikes zu erreichen. Die Infrastruktur der Wanderwege ist bestens ausgebaut – aber eben für Wanderer. Forststraßen wie wir sie in Europa kennen gibt es kaum und wenn, dann werden sie für motorisierte Offroad-Abenteurer genutzt und sind dementsprechend steil und unfahrbar.

Während man auf den Bergstraßen als auch auf den gut ausgebauten Straßen rund um Tbilisi Meister im Auto-Kuhslalom wird, darf man sich auf den Wanderwegen die schmalen Trails mit Schafen teilen. Darüberhinaus auch mit deren Abfallprodukten. Schäferei ist neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle im Tuscheti Nationalpark. Nach einem knackigen Anstieg auf gut 2.600 m erreichen wir eine kleine „Baracke“ am Grat. Von weitem kriecht uns bereits der Duft von Schafen in die Nase. Doch hier gesellt sich auch eine kleine Brise Röstaroma hinzu. Unser Guide Irakli, der wohl etwas besser an die Höhe gewohnt ist, kommt bereits mit vollem Mund auf uns zu und meint „Come in, come in … it’s delicious. Bist du deppat.“. Den hinten angehängten Ausruf freudiger Erregung haben wir ihm sprachwissenschaftlich korrekt erst wenige Stunden zuvor bei-gebracht. Wir hören diesen Satz noch ein paar Mal.

Aber er hat recht – die Hirten haben soeben ein Schaf geschlachtet und bereiten das Fleisch in kleinen Stücken am Spieß über offenem Feuer zu. Dazu gibt’s etwas Brot und schon ist unser Hunger gestillt. Etwas irritiert von den zwei Grenzpatrollien in Militäruniform, flankiert von deren Kalaschnikows, genießen wir die Gastfreundschaft und den obligatorischen Tschatscha danach.

Während wir vom Schaffleisch und dem selbst gebackenen Brot hin und weg sind, können die Hirten und Militärs die Augen nicht von unseren Rädern lassen. Das Glitzern in ihren Augen, als wir ihnen erlauben mal aufzusitzen und den Federweg zu testen erinnert an Weihnachten als wir jung waren.

Ein Paradies für die nächste Folge von Herr der Ringe

Unsere Touren führen uns alltäglich durch kleine und urige Bergdörfer im Tuscheti Nationalpark. Die alten Steinhäuser, fein säuberlich mit Granitplatten aufgeschlichtet, und die Überreste der alten Wehr- und Kommunikationstürme aus längst vergangenen Zeiten erinnern an die Landschaften von Herr der Ringe. Und nicht zu unrecht, denn auf den Türmen wurden früher Feuer entfacht um über weite Strecken vor Feinden zu warnen. Viele davon werden gerade restauriert um sie für Touristen weiter zugänglich zu halten.

Wir genießen in der Zwischenzeit die spektakulären Abfahrten zwischen diesen Türmen und die erstaunten Blicke der Einheimischen. Die Gästehäuser, welche liebevoll gepflegt und betrieben werden, sind meist sehr einfache Bauten. Außen rustikal und ähnlich einem Alpenchalet, innen meist nur ein altes Bett mit Brettern und einer dünnen Matratze. Wir schlafen allerdings stets gut – die Höhe und die anstrengenden Touren lassen die spärlichen Schlafgelegenheiten schnell vergessen sein.

Vor vielen Jahren förderte die georgische Regierung die Errichtung von Solar betriebenen Warmwassertanks und die Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie. Viele der Häuser haben nun Elektrizität und warmes Wasser kommt aus den Duschen. Ein großer Schritt für den lokalen Tourismus – und man erkennt den Erfolg an den vielen Investitionen die die Einheimischen tätigen. An jeder Ecke entsteht eine neue Veranda, ein neuer Zubau oder die Dächer werden saniert. Kurzum: Leben in den Bergen.

Enduro Action rund um Tbilisi

Nachdem wir uns endlich an die Höhe gewohnt haben ging’s auch schon wieder zurück in die Hauptstadt Tbilisi. Wieder vorbei an den Rangern, rauf auf den Abano Pass und mehr als 20 km runter ins Tal. Und während wir uns vor einer Woche noch gefragt haben, ob es James ernst sei, hier die „Straße runter zu fahren“, freuen wir uns nun richtig darauf, diesen Bergweg mit nur zwei anstatt vier Rädern in Angriff zu nehmen. Nicht zu vergleichen mit einer langweiligen Forststraße bei uns zuhause. Steile Rampen, große Steine, tiefe Bodenwellen zum Springen und Bäche zum Furten – fast wie im Downhill-Park.

Rund um die Hauptstadt wechseln sich viele gebaute Strecken mit Anliegern und Sprüngen mit naturbelassenen Wanderwegen ab. Und nach einem perfekten Tag am Trail wartet die belebte Altstadt mit zahlreichen Bars und Restaurants. Das Nachtleben ist unglaublich bunt – hier gesellen sich Jung und Alt aus verschiedenen Nationen und Ländern zusammen. Ein Irish Pub neben einer marokkanischen Shisha-Bar, ein amerikanisches Steak-House gegenüber einem klassisch georgischen Restaurant. Doch auch tagsüber hat die Millionenstadt einiges an kulturellen Highlights zu bieten. Die Ruinen der Festung Nariqala aus dem 3. Jahrhundert sowie die hoch über der Stadt thronende Mutter Georgiens, Kartlis Deda, sind nur ein Auszug aus dem Kulturangebot der vielfältigen Metropole.

Für uns ist klar: Wir kommen wieder. Die Trails im Herzen des Nationalparks sind atemberaubend und die herzliche Gastfreundlichkeit der Dorfbewohner machen jetzt bereits Vorfreude auf unser nächstes Abenteuer. Selten wurden wir so offen und ehrlich empfangen wie hier in Georgien.

Categories
Uncategorized

Lappland Enduro

Vom Fjord zum Fjell und wieder zurück. Und dazwischen die leckersten Waffeln von ganz Nordschweden. Den Kalorien-Nachschub hat man sich auch redlich verdient, denn wenn man glaubt, auf den Plateaus des norwegischen und schwedischen Fjells sei es „brettl-eben“, dann irrt man sich. Auf und ab, über Stock und Stein, und ständig werden die Blicke vom atemberaubenden Panorama oder den vorbeiziehenden Rentierherden abgelenkt.

Mountainbiken im hohen Norden, keine Lappalie

Nachdem Freunde, Edgar und Robi, nämlich die ehemaligen Hüttenwirte der Hochmölbinghütte im Toten Gebirge, ein sogenanntes „Hütten-Gspusi“ in Kiruna haben, muss man die Gelegenheit ja quasi beim Schopf packen. Gepackt haben wir dann lediglich unsere Bikes, um für zwei Wochen die Gegend an der Grenze von Norwegen und Schweden unsicher zu machen. Hier, wo der Kungsleden Wanderweg auf den Nordkalotten-Trail trifft. Wo sich Lachse und Rentiere gute Nacht sagen und man an warmen Sommertagen von bissigen Flugtieren in den Wahnsinn getrieben wird.

Von Stechmücken und anderen Plagegeistern

Diese kleinen Biester halten sich am Flughafen noch in Grenzen – eine halbe Stunde Autofahrt später, mitten im Feuchtgebiet am Torne, steigen wir aus dem Auto: Bumm, alles schwarz vor Augen. An Luft holen war nicht zu denken. Schnell ein paar Schritte gehen und schon war man von den „Knots“, den kleinen Monstern, erlöst. Auf meine Frage, ob man sich daran auch mal gewöhnt, kam nur „In ein paar Jahren schon“. Na toll, Bike-Abenteuer fortsetzen oder doch lieber gleich den nächsten Flug nach Hause nehmen?

Wir haben uns für die weniger lange Variante entschieden und sind mit ein paar Eisbären – aka Isbjørn Dosenbier – in der Hütte verschwunden. Unsere Räder sind noch irgendwo in Mittelschweden. Edgar und Robi bringen die neue Küche und nehmen die 3.700 km vom Ennstal in der Steiermark mit dem Auto in Angriff. Hätte Robi irgendwo bei Göteborg nicht Benzin statt Diesel getankt, würden sie jetzt mit uns die kühlen blonden Eisbären am Lagerfeuer genießen. Doch Freitag zu Mittag, mit einem streikenden Motor, tut sich in Schweden nicht mehr viel. Die Räder dürfen 2 Tage Freilauf auf den tollen südländischen Trails genießen und wir haben Zeit, uns die Gegend um Kiruna ein wenig näher anzusehen. Stets begleitet von tausenden von Stechmücken.

Räder ahoi

Als dann endlich auch unsere Drahtesel eintreffen, warten wir nicht lange und kurbeln los. Edgar hat die Zeit genutzt und einen Schlachtplan zurecht gelegt. Wir folgen aufmerksam, verstehen allerdings nur Bahnhof. Die samischen Namen sind schon schwer zu lesen, sie durch Edgars aufgeregte Stimme zu verstehen scheint schier unmöglich. Nur so viel: packen, aufsitzen, losfahren.

Weil das Wetter nicht so ganz nach Plan verläuft, verlagern wir die Homebase nach Norwegen. Südöstlich von Narvik wartet Ballangen mit einem Campingplatz und einer warmen Hütte auf uns. Der perfekte Ausgangspunkt für Touren rund um den Narvikfjord.

Rein, reiner, Reinnefjellet

Granitfelsen vom Gipfel bis zum Fjord. Der Traum jedes Bikers. Doch zuvor muss dieser erst erklommen werden. Wir folgen der Schotterstraße dem Fluss Sorela aufwärts durch das Naturschutzgebiet. Ein spektakulärer Wasserfall reiht sich an den nächsten. Beim Staunen und In-die-Gegend-schauen muss man lediglich aufpassen, nicht von der Straße zu kommen.

Ein Hoch auf die Wasserkraft. Die Servicestraße, die zu den tief im norwegischen Fjell gelegenen Speicherwerken führt, bringt uns gemütlich Richtung Reinnefjellet. An einem kleinen See geht’s auf kaum sichtbaren Steigspuren Richtung Westen. Also grob Nord Neufundland. Wir lassen Edgar, unseren menschlichen Kompass vor und laufen hinter her.

Erster Gipfelsieg

Bald verlieren sich die Spuren gänzlich im Granit. Nun nutzt unser Kompass seine ausgeprägten Instinkte. Und nein, nicht die Fortpflanzung, sondern der Orientierungssinn ist gemeint. Wir aus der urbanen Gegend Österreichs nehmen mal lieber das GPS in die Hand um den höchsten Punkt zielstrebig anzusteuern. Die letzten Meter zum Gipfel müssen zu Fuß bewältigt werden und so parken wir die Carbon-Rösser, Alu-Pferde oder Holzräder der Veganer ein kleines Stück weiter unten.

Foto, Gedicht im Gipfelbuch, Bussi links und rechts und zurück zu den einsamen Bikes. Zeit zum Granit-Surfen. Am mit grauen Steinplatten gepanzerten Rücken des Reinnefjellet gleiten wir fast schwebend, aber nicht mühelos, Richtung Fjord. Einige Stunden und viele tolle Erlebnisse später, geht es ein paar Minuten nach der Brücke über den Fjord scharf nach Rechts – erstes Haus links, eingeheizter Ofen, Glück, Hunger, Eisbären …

 

Schwedischer Alpencross

Von Norwegen nach Abisko in Schweden. Vorbei am Reinefjellet, weiter Richtung Osten und stets leicht bergauf führt der Weg zur schwedischen Grenze. Auch wenn die Auffahrt eher unscheinbar ist, die Gegend mit ihren schroffen Felsen hat uns in kürzester Zeit unweigerlich in ihren Bann gezogen. Und der Weg meint es gut mit uns Bikern. Er zeigt sich quasi von seiner human flowigen und flachen Seite. Doch wie gewohnt ist das nur die Ruhe vor dem Sturm.

Noch vor der letzten norwegischen Hütte, welche einen schier unmöglich auszusprechenden Namen trägt, wird der Weg technischer, verblockter und verlangt hohe Konzentration. Doch bald legen wir eine Pause auf der Cunoja´vrihütte ein – wie auch immer. Auf Tee, Kaffee und Kuchen müssen wir nur zeigen und man versteht uns. Ist das norwegisch nicht ausreichend, stellt man die Gesichtszüge auf „ausgehungert“ und bekommt den notwendigen Nachschub an Kalorien und Zucker.

Eine Sauna an jeder Ecke

Bald geht es weiter am See Cunojärvi entlang und wir kämpfen uns im wahrsten Sinne des Wortes durch zahlreiche kleine Bäche und über sehr technisch zu fahrende, flache Wegstücke. Wie erhabene PedalritterInnen erreichen wir nach anstrengenden aber durchwegs traumhaften Singletrails die Schwedische Grenze. Eine halbe Stunde später empfängt uns auch die sehnlichst erwartete Unterkunft für die Nacht: die Unna Allakas Hütte.

Kochen, Kleider trocknen, Menschen trocknen, Essen, Eisbären, Sauna und schlafen … Schon toll, selbst hier im Nirgendwo hat diese so einfache Hütte eine Sauna. Nach ein bis drei Durchgängen mit kurzen Flitzer-Intermezzos im Freien fallen wir müde ins Bett.

Am Morgen geht es früh los, denn die 45 km lange Strecke nach Abisko hat es in sich. Gleich zu Beginn gibt es einige Schiebepassagen, schmale Bohlenbrücken und die allseits beliebten Bäche zum Durchqueren. Guten Morgen Schweden – zumindest kommt der Kreislauf rasch in Schwung. Menschen treffen wir hier nur selten, aber Rentiere kreuzen des Öfteren unsere Bahn. Wir erinnern uns düster an ein Video im Netz, bei dem ein Mountainbiker in Südafrika von einem Springbock verrammt wird. Zum Glück ist bei diesen Ausblicken und den tollen Wegen keine Zeit für Ablenkung. Und schon wieder ein Bächlein.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Abiskojaure und wir fallen wie die Wilden über die Küche der Fjellstation her. Nach der wohlverdienten Pause geht es auf der ersten Etappe des berühmten Kungsleden Wanderwegs zum Ziel der Reise, nach Abisko.

Lofoten wir kommen


Das Wetter hat uns mittlerweile eingeholt und auch hier an der norwegischen Grenze wird es zunehmend regnerischer. Ein kurzer Blick auf die Karte sowie auf die Wettervorhersage und schon war klar: auf zu den Lofoten. Von früheren Touren kennen wir die womöglich schönste Unterkunft nahe Kabelvåg und reservieren eine Hütte bei alten Bekannten. Holzofen-Vorheizung inklusive. Bei Maren und Seth in Kalle steht Wohlfühlen und Füße hochlagern mal an erster Stelle. Das kalte und nasse Wetter hat uns zugesetzt.

Party on the rocks

Der nächste Tag beginnt gemütlich mit einer Tour oberhalb von Henningsvær, zum Festvågtinden. Oben angekommen finden wir uns vor einem reichhaltigen Sortiment aus Kabeln, Boxen und Aggregaten wieder. Als der Bass zum Soundcheck einsetzt, weht es uns fast vom Gipfel. Sondre Justad, ein norwegischer Singer Songwriter, gibt heute zum zweiten Mal ein Konzert am Gipfel zum Besten.

Die Ausblicke auf das Inseldorf Henningsvær sind einmalig und machen Lust auf mehr. Mehr Lofoten, mehr Inseln, mehr Gipfel, mehr Eisbären, mehr Trails, mehr Granit, mehr Urlaubstage.

North of the sun

Wieder zurück in der Unterkunft werden wir erstmal in das Steuersystem der Norweger beim Bier-Brauen eingeführt. Fazit: es ist unrentabel, selbst Bier zu brauen um es in der Unterkunft zu verkaufen. Deswegen wird das dunkle Edel-Hopfen-Getränk von Peer, dem Eigentümer, verschenkt. Nachdem wir ihm beim Brauen etwas behilflich sind, die Saison schon fast vorüber ist und sich nur noch wenige Liter im Fass befanden, dürfen wir Selbiges auch noch entleeren.

Am nächsten Tag geht es gut gestärkt in den Westen der Inselgruppe. Vor einigen Jahren verbrachten zwei Jungs aus Norwegen den Winter an einem schwer zugänglichen Strand zum Surfen. Aus Schwemmholz und Müll der täglich an die Küste gespült wurde, bauten sie sich eine Unterkunft. Aus den geplanten Tagen wurden Wochen und Monate. Im Video „North of the sun“ kann man die Geschichte der beiden bewundern. Die Müll-Hütte und eine riesige Schaukel stehen heute noch. Und zwar genau unter dem Berg, den wir uns zum Ziel gesetzt haben. Auch wenn die Abfahrt zum Strand alles andere als einfach ist, man muss diesen kultigen Ort einfach besuchen.

So klappern wir alle möglichen Bike-Berge in der näheren und weiteren Umgebung ab, genießen kostenloses Starkbier, speisen lecker mit Maren, Seth und Peer in ihrer Unterkunft, jagen Eisbären im Supermarkt, hören Musik aus Lautsprechern am Gipfel, springen nach der Sauna in den kohlrabenschwarzen Fjord und müssen eines Tages entsetzt feststellen, dass sich unsere Zeit hier oben dem Ende nähert. Wir kommen wieder, das ist gewiss. Norge vi ses!

Categories
Uncategorized

Audienz in der Republik

Auf in die neue Republik. Per Definition eine „öffentliche Sache“, und jene Republik, in der wir nun um Audienz bitten, empfängt ihre Besucher auch herzlichst und mit offenen Armen. Es ist bei weitem nicht unser erster Anlauf. Die letzten Male wurden unsere Visa von verhärteten Schlechtwetter-Fronten abgewiesen. Aber diesmal wird es nicht auf unsere Parade regnen, und wir freuen uns auf den offiziellen Staatsbesuch in der Bike Republik Sölden, eine eher wenig deutsch-sprechende Enklave im Herzen des Tiroler Ötztals.

It’s beer o’ clock

Wir haben uns wenig vorbereitet auf diesen Trip. Gut, um ehrlich zu sein, eigentlich gar nicht. Lediglich die Unterkunft haben wir gebucht – man möchte dann ja doch nicht an der Promenade schlafen. Aber was in aller Munde ist, kann ja nicht ganz schlecht sein. Und so ein Staatsbesuch ist ja an sich schon etwas Aufregendes. Zudem liegt Sölden ja auch nicht am A*** der Welt, oder weit ab jeglicher Zivilisation wie ein All-Inclusive Club an der von Maturanten aufgesuchten Riviera.

Treu dem Motto „Planlos gen Westen“, treffen wir also im Ötztal ein. Keine Pass-Kontrolle, keine Wartezeiten an der Grenze. Und auch das Magic-Life-Club-Feeling kommt nicht auf, Bier ist beim Abendessen nicht inbegriffen und der Gin-Tonic kommt ganz ohne Zugabe von Wasser aus. Ein Traum. Kaum einen Fuß bei Benjamin vom Grünwald Resort über die Türschwelle gesetzt, kommt er uns auch schon strahlend mit dem ersten Kasten Republik-Bier entgegen. Wir freuen uns über die herzliche Begrüßung, das Bier, stellen selbiges erstmal kalt und werfen uns in windeseile in die Bike-Klamotten.

Sag niemals Bike-Park …

Wer uns kennt, der weiß, dass wir uns hauptsächlich abseits der touristischen Rennstrecken und im alpinen Hochland bewegen. Aber wenn man schon mal hier in der Republik ist, dann muss man natürlich auch mal die gängigsten Staats-Straßen befahren. Von unserer Terrasse sind es nur etwa 200 m bis zum Trail-Einstieg. Und der geht gleich mal flowig los. Wenige Kurven später sind wir an der Talstation angekommen und zücken unsere Lift-Tickets. Ein rotes Licht und ein freundlicher Signalton zeigen uns unmißverständlich, dass die Tageskarten nicht gültig sind. Das fängt ja gut an, hier im Bike-Park, schmunzeln wir verschmitzt dem netten Liftler zu.

Der klärte uns erstmal darüber auf, dass das hier kein Bike-Park sei, sondern die Republik schlechthin. Auch zu Neuburger sagt man niemals Leberkäse. Lesson learned, erstes Fettnäpfchen erfolgreich mitgenommen. Doch der nette Herr hinter der Glasscheibe ist nicht nur belehrend, sondern auch mehr als hilfreich. Hier wird uns das erste Mal bewusst, dass wir nicht in einem x-beliebigen Park, ähm Republik, unterwegs sind, sondern in Sölden. Im Herzen des Enduro-Mekkas.

Als er uns in wenigen Minuten das Drehkreuz öffnet und den Kollegen beim nächsten Lift gleich vor-informiert, dass wir passieren dürfen und er inzwischen abklärt, was mit unseren Tickets nicht passt, fühlen wir uns fast beobachtet. Wo versteckt sich wohl diese Kamera, sind wir bei Bitte Lächeln? Man ist es nicht gewohnt, als Mountainbiker in Österreich freundlich behandelt zu werden. Entweder wird man beschimpft, weil man am besten gar nicht existieren sollte, oder man wird als „notwendiges Übel“ betrachtet, das so manch finanzielles Sommerloch der Bergbahnen füllen soll.

Service is our success

Doch nicht hier, hier ist der Gast König. Und ganz speziell der Biker. Unsere Argus-Augen scannen jeden Winkel während der Auffahrt und erspähen Trails, Sitzgelegenheiten, Service-Points, Schilder und jede Menge lachende Gesichter. Man scheint Mountainbiken hier wohl tatsächlich zu leben. Für unsere Bikefex-Philosophie ist das wie Balsam auf der Seele, es scheint, als würde man auch hier verstehen, dass ein guter Trail noch lange keinen guten Ausflug garantiert. Das „i-Tüpferl“ oben drauf und das Service bleibt den meisten Besuchern wohl länger in Erinnerung, als die knifflige S3-Passage in der 3. Kehre von oben. So soll’s sein. Und uns wird der freundliche Herr beim Lift in langer und vor allem guter Erinnerung bleiben.

Lange Rede, kurzer Sinn

Aber jetzt sind wir erstmal oben, und da wir ja eigentlich die hochalpinen Trails an den Außengrenzen der Republik erkunden möchten, bleibt uns nur dieser angebrochene Nachmittag, um in der Hauptstadt die Trails unsicher zu machen. Wir beschließen natürlich als erstes, der Ollweiten Line einen Besuch abzustatten. Hochalpiner Trailbau per excellence. In zahlreichen Kurven schlängelt sie sich gen Tal, mal flowig, mal ruppig und mal hat man das Gefühl, hier wurde nicht viel in die Natur eingegriffen. Beäugt man den Verlauf vom Lift, fragt man sich wie lange das Granit-Stein-Puzzle wohl gedauert hat. Hier liegt kein Stein einfach so, alles ist perfekt angerichtet um Gästen ein leckeres Trail-Menü auf den Berg zu zaubern.

Wir arbeiten uns Trail für Trail vor und dennoch ist es unmöglich, alles an einem Nachmittag abzufahren. So begeben wir uns bei unserer letzten Talfahrt auf den Leiterberg-Trail, und beschließen, auf der gleichnamigen Alm noch eine leckere Hopfenkaltschale zu uns zu nehmen. Schnell sind wir mit dem Wirt im Gespräch und plaudern über den Bike-Tourismus, Wanderer und die ewig geschürten Konflikte zwischen allen Naturnutzern. Sein Ansatz ist pragmatisch – spezialisiere dich, sorge für’s i-Tüpferl, biete ausreichend Qualität und Service und schon läufts von ganz alleine. In stark frequentierten Gebieten kann man mit gezielter Kanalisierung alle glücklich machen. Hoch droben am Berg ist das bei uns nicht notwendig, da kommen die wenigsten hin. Und wer es doch schafft, der weiß meist um Natur und andere Erholungs-Suchende Bescheid. Und wenn mal was gesperrt wird, dann ist das hier bei uns kein Problem, es gibt ja genug … er lächelt.

Auch ist ihm der Biker der liebere Gast – dafür wurde er nach einem Zeitungs-Interview schon mal gerügt. „Wanderer wollen zu dritt meist einen Kaiserschmarr’n mit 3 Gabeln“, und wie genau soll ich als Wirt dann überleben? Bei uns ist er da an der richtigen Adresse, wir sind hungrig wie Bären und bestellen zum Jux beinahe jeder 3 Kaiserschmarr’n mit einer Gabel *g*.

Die stille Seite

Ja, auch sowas gibt’s in Sölden. Wer abends durch den Ort flaniert, sieht außer schicken Bars und großen Hotelburgen nicht sehr viel. Stille weit entfernt, es gleicht hier eher einem Retorten-Ort wie in allen anderen Skigebieten auch. Was sind wir froh, beim Grünwald etwas oberhalb inmitten der Natur zu wohnen. Heute früh hat uns ein Border Collie beim Eintreiben der Schafe geweckt und abends läuten uns die Kuhglocken in den Schlaf.

Vom Kern der Republik haben wir für unseren Geschmack jetzt mal genug gesehen. Zeit für Abenteuer, Zeit für alpine Touren und dünne Luft. Wie bereits erwähnt, sind wir äußerst unvorbereitet angereist. Zum Glück wohnt unser Freund und Kollege, Tom, vom Risk’n Fun Team des Alpenvereins in Ötz. Er ist mehr als happy, als wir ihn fragen, ob er uns ein wenig von seinen Bergen zeigen möchte. Es hat nicht lange gedauert, und die erste Tour wurde ausgemacht. Im vorderen Ötztal kurbeln wir satte 1.200 Hm hoch und kehren ein wenig abseits der Route bei einer kleinen Alm ein. Der Senner arbeitet hier ganz alleine. Viel wirft die kleine Alm nicht ab, und jeder Gast ist hier eine willkommene Hilfe. Man kennt uns ja bereits bzgl. unserer Kaiserschmarr’n-Allüren … es war auch hier nicht anders und zwei Stunden später müssen wir den vollen Bauch bergwärts bringen.

Ein kleiner See, hoch oben in den Bergen, ist unser Ziel. Ebenso hoch ist unsere Motivation, in das kühle Nass zu springen. Doch es war sogar noch kühler als nass, und wir sind lieber in unsere Daunenjacken gekrochen, haben zitternd eine Banane verdrückt und uns so schnell wie möglich wieder auf die Socken gemacht. Durch strahlenden Almrausch und pipifeine Wegerl ging’s zurück ins Tal. Danke Tom, es war uns ein inneres Blumen-Pflücken.

Vom Gletscher zum Bier

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Gletschers. Wäre es nicht noch früh in der Saison, hätten wir gerne Ötzi besucht und mit der Runde über den Vernagt-Stausee ein schon lange geplantes Abenteuer durchgeführt. Aber der Schnee und die noch immer geschlossenen Lifte in Südtirol lassen uns andere Pläne schmieden. Wir nutzen nochmal die öffentlichen Verkehrsmittel aka Lifte in der Republik und kurbeln zum Tiefenbach-Ferner. Benjamin gibt uns noch auf den Weg, was Warmes für die Tunnel-Fahrt einzupacken. So rasten wir vor dem Portal, ziehen uns Stirnband und Gilet an und kurbeln los. Schnell wird klar: völlig für die Katz’. Kein Zug, kein Wind, einfach nur warm. Doch mitten im Tunnel bleiben wir auch nicht stehen und kämpfen uns zum Licht am Ende des Tunnels durch. Bei der Geräusch-Kulisse der Motorräder, Busse und Autos wäre es sinnvoller gewesen, Ohrenstöpsel einzupacken. Was soll’s, wir sind durch. Lasset die Spiele beginnen. Wenige Minuten später stehen wir am Trail-Einstieg und freuen uns auf die ewig lange und technisch herausfordernde Querung nach Vent.

Nach einem langen Ritt, viel bergauf und bergab kommen wir gut durchgeschüttelt im Bergsteigerdorf an. Verwöhnt von der mehr als üppigen Infrastruktur und Versorgung innerhalb der Republik, sind wir fast frustriert, als am Ende des Trails kein Imbiss-Stand, kein Zapfhahn und keine Eisdiele in Sicht sind. Letzteres ließ sich aber innerhalb weniger Minuten lösen und schon stürmen 3 unterzuckerte Schleckermäuler das Geschäft. „Wie gewinnt man eigentlich Murmeltier-Öl?“, fragt Axel. Wir sehen uns verdutzt an und greifen in die Tiefkühltruhe. So ein Magnum hat schon was, und nach einem netten Plausch mit der Chefin machen wir uns glücklich auf den Heimweg. „Murmeltieröl, hmmm“ … höre ich Axel hinter mir leise murmeln. Mit diesem Gedanken düsen wir zurück nach Sölden.

Hoch hinaus

Wir verbringen noch zwei weitere atemberaubende Tage im Ötztal. Gemeinsam mit Tom geht’s erneut auf Erkundungstour. Wir sind froh, nicht die Karte studieren zu müssen, und Tom ist froh, dass er „paar Depperte“ gefunden hat, die alles mitmachen. So starten wir vom Kühtai aus ins hochalpine Umland. Eine Überschreitung die Tom schon lange mal versuchen wollte. Webcams aus dem gegenüberliegenden Skigebiet verraten uns zumindest mal, dass es nicht ganz schneefrei sein wird.

Stört uns wenig, um ehrlich zu sein ist es Juni und so mancher von uns kann die ersten Schwünge im Pulver schon gar nicht mehr erwarten *g*. Also macht uns auch ein kleiner Abstecher über Altschneefelder nichts aus. Der angepeilte Weg ist allerdings schwieriger als gedacht. Wir hoppeln von Stein zu Stein und freuen uns, als der Weg im unteren Teil der Tour wieder flowiger wird. Von allem etwas dabei, da kommt Freude auf.

Genau so haben wir uns das Ötztal vorgestellt. Das etwas andere Ötztal, um genau zu sein. Ein guter Mix aus gebauten Strecken, natürlichen Enduro-Trails aber ebenso vielen tollen alpinen Wanderwegen in den umliegenden Bergen. Wir bedanken uns für diese Audienz und sind uns sicher, wir kommen wieder.

Categories
Uncategorized

Lass uns doch mal Seen

Seen-Tour in der grünen Steiermark

Es war wieder mal an der Zeit. Zeit für eine alpine Bike-Tour. Zeit für eine Nacht in uriger Hütten-Atmosphäre. Zeit für einen Sprung ins kühle Nass eines Bergsees. Zeit zum Biken.

Ein Ziel war schnell gefunden, die neben den Monitor gepinnte ToDo-Liste ja lang genug, und schon war das Abenteuer geplant. Wir starteten unsere Tour mit Lift-Unterstützung und wollten uns den Buckelwald-Trail auf der Reiteralm ansehen. Danach ging’s ins Forstautal und während die Route bis zur Vögeialm weitestgehend gemütlich verläuft, zeigt sie ab dort ganz gewaltig ihre Zähne. Also noch schnell eine Stärkung auf der Alm und auf in den Kampf.

„Achtung, steile Strecke. Kräfte einteilen. Länge 4 km“. Ob der Speckknödel nun eine gute Idee war? Was hilft’s, da müssen wir jetzt durch. Immer wieder flachere Passagen lassen Zeit zum Erholen, bis etwa 1,5 km vor unserem Ziel die Schotterstraße nochmal steiler wird und nicht mehr loslässt. Angefeuert von zahlreichen Wanderern werden wir nach oben gepeitscht und ein kleines Mädchen auf den Schultern ihres Papas wünscht uns noch eine gute Fahrt 😉

Wenn die Hütte nicht zum See will

Oberhütte am See, vielversprechender Name. Doch nach dem kräfte-raubenden Anstieg steht erstmal ein Sprung in den See am Programm. Gut abgekühlt, vom Schüttelfrost erholt und endlich nicht mehr nach Luft ringend fehlt jetzt etwas: Wo ist die Hopfenkaltschale? Kurz Schere-Stein-Papier ausgepackt und wenig später kommt das kühle Blonde zu uns ans Ufer. Es hat ein wenig länger gedauert, weil 3 Gläser und 3 Flaschen müssen von einem Kellner-Laien wie Klaus erstmal sicher von der knapp 100 m entfernten Hütte zum See gebracht werden. Der Wirtin war schnell klar: „so wird das nix“ und hat Klaus eine Bierkiste zum Tragen besorgt.

Ab ins Gebirg‘

Nach einer urigen Nacht auf der gut besuchten Hütte starten wir unser Abenteuer. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit, aber wer braucht schon Sonnenschein. Ab und zu lichtet sich der Nebel und wir genießen die atemberaubenden Tiefblicke ins Tal und die Seen-Landschaft der Schladminger Tauern. Nach einem Besuch auf der Giglachseehütte geht es weiter talwärts und mit einem Grinsen im Gesicht rollen wir Stunden später wieder auf der Reiteralm ein.

Anmeldung zum Bikefex Newsletter ...

Lass uns doch mal Seen

Über dein Bike